Landkreis Neunkirchen und Alex-Deutsch-Stiftung verleihen vierten Alex-Deutsch-Preis
Alle zwei Jahre wird mit dem Alex-Deutsch-Preis die Arbeit von Gruppen und Einzelpersonen im Sinne einer aktiven Erinnerungsarbeit gewürdigt. Bei der Veranstaltung im Landratsamt in Ottweiler wurde bereits der vierte Alex-Deutsch-Preis vergeben. Landrat Sören Meng begrüßte zahlreiche Gäste aus Politik, Bildung, Kultur und Gesellschaft – darunter Landtagspräsidentin Heike Winzent, Mitglieder des Kreistages, Vertreterinnen und Vertreter der Alex-Deutsch-Stiftung sowie Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter von Alex und Doris Deutsch.
Landrat Meng erinnerte in seiner Begrüßung an das Vermächtnis von Alex Deutsch, dessen Lebenswerk mit der 2010 gegründeten Stiftung weitergetragen wird: „„Die Alex-Deutsch-Stiftung wurde gegründet, um das Lebenswerk und Vermächtnis von Alex Deutsch zu bewahren und weiterzutragen, verbunden mit den Anliegen, Erinnerung zu bewahren, Aufklärung und Bildung zu fördern und Zivilcourage zu stärken. Die Stiftung will dazu aufrufen, Werte aufrecht zu erhalten, die Alex Deutsch bis ins hohe Alter verkörperte: Mitmenschlichkeit, Hoffnung und Versöhnung.“
Meng betonte, wie aktuell die Botschaft des Holocaust-Überlebenden auch heute bleibt – gerade vor dem Hintergrund der seit zwei Jahren andauernden Gewalt in Israel und im Nahen Osten: „Diese Ereignisse führen uns vor Augen, wie zerbrechlich Frieden und Verständigung sein können. Es zeigt, wie wichtig es ist, unsere Werte zu verteidigen. Die Lebensgeschichte von Alex Deutsch ist Mahnung und Auftrag zugleich.“
Festredner des Abends war Dr. Peter Henkel, der neue Leiter des Historischen Museums Saar. In seiner Ansprache erinnerte er an die Vision und das Vermächtnis des Namensgebers des Preises:
„Er kannte Hass und Rache, lehrte aber Versöhnung.“ Henkel betonte, dass diese Haltung bis heute eine zentrale Botschaft für unsere Gesellschaft darstellt. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen hätten in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend dazu beigetragen, Geschichte lebendig zu halten und Verantwortung über Generationen hinweg zu vermitteln.
Auch Landtagspräsidentin Heike Winzent würdigte in ihrem Grußwort die Bedeutung gelebter Erinnerungskultur. Sie erinnerte an den beeindruckenden Lebensweg von Alex Deutsch, der trotz unsäglicher Erfahrungen nie den Glauben an das Gute im Menschen verloren und seine Mahnung zu Toleranz und Verständigung an unzählige junge Menschen weitergegeben hat.
Erstmals drei Auszeichnungen für herausragendes Engagement
Der Alex-Deutsch-Preis 2025 wurde in diesem Jahr erstmals an drei statt zwei Preisträger verliehen, die sich in besonderer Weise für Erinnerungskultur, Menschlichkeit und gelebte Demokratie einsetzen.
Die erste Auszeichnung des Abends ging an die Kita Steinbach, die in vorbildlicher Weise demokratische Werte in den Alltag integriert.
Hier lernen Kinder schon früh, dass ihre Meinung zählt, dass Konflikte gemeinsam gelöst werden können und dass jede Stimme Gewicht hat. Entscheidungen über Projekte, Alltagsgestaltung oder Gruppenthemen werden gemeinsam getroffen. Auch die Eltern werden aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden. In Projekten reflektieren Kinder ihre Lebenswelt, übernehmen Verantwortung und erfahren, dass ihr Handeln Konsequenzen hat.
Landrat Meng würdigte das Konzept mit den Worten: „Die Kita Steinbach zeigt eindrucksvoll, wie Demokratie von klein auf gelingen kann durch tägliches Tun, durch Zuhören, Mitgestalten und Vertrauen in die Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes. Hier wird Demokratie nicht gelehrt, sondern gelebt.“
Die zweite Auszeichnung ging an die Gemeinschaftsschule Quierschied, die mit ihrem Jahresprojekt „Schule des Erinnerns – Erinnern, Verstehen, Wachsen“ in 2025 ein starkes Zeichen für historische Verantwortung und zivilgesellschaftliches Engagement gesetzt hat. Aus einer engagierten Schüler-AG „Quistorie“ entwickelte sich ein umfassendes Konzept, das Erinnerungskultur über alle Klassenstufen hinweg erfahrbar macht. In einem besonderen Projektjahr 2025 wurden Ausstellungen, Zeitzeugen-Interviews, musikalische Beiträge und viele weitere kleine und große Aktionen, auch außerhalb der Unterrichtszeit, realisiert. „Was diese Schule und das Projekt auszeichnet, ist ihre konzeptionelle Tiefe und die Konsequenz, mit der sie Erinnerungskultur lebt. Es ist kein Einzelprojekt, kein Aktionstag, sondern ein vollumfängliches, nachhaltiges Konzept, das sich durch alle Klassenstufen zieht und den gesamten Schulalltag prägt“, lobte Meng stellvertretend für das Kuratorium das Engagement.
Ein besonderer Dank galt dabei auch Dr. Harald Klein, der über Jahre hinweg Projekte an dieser Schule mit persönlichem Einsatz begleitet hat.
Der dritte Preisträger in diesem Jahr ist Prof. Dr. Roland Rixecker, Beauftragter für jüdisches Leben im Saarland und gegen Antisemitismus. Rixecker setzt sich konsequent gegen antisemitische Strömungen ein, ist Mitglied der Bund-Länder-Kommission zur Bekämpfung von Antisemitismus und engagiert sich bundesweit für Aufklärung, Vernetzung und den Schutz jüdischen Lebens. Er zeige eindrucksvoll, wie man heutzutage bei einem verantwortungsvollen Amt Haltung beweise und Kante zeige, ohne die Gesprächsfähigkeit zu verlieren, so Meng in seiner Laudatio.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Schul- und Lehrerband der Alex-Deutsch-Schule Wellesweiler unter Leitung von Hans-Jürgen Geiger.
Die feierliche Preisverleihung machte einmal mehr deutlich, dass das Vermächtnis von Alex Deutsch im Landkreis Neunkirchen und im gesamten Saarland lebendig bleibt. Zum Abschluss erinnerte Landrat Meng an die Worte des Namensgebers: „Lasst euch nicht hineintreiben in Hass und Gewalt gegen andere Menschen. Lebt miteinander, nicht gegeneinander.“
Hintergrund:
Der Alex-Deutsch-Preis ehrt Personen oder Gruppen, die sich in besonderer Weise für Toleranz als Grundlage politischen und gesellschaftlichen Zusammenlebens verdient gemacht haben. Mit dem Preis erinnert die Stiftung an den Holocaust-Überlebenden Alex Deutsch (1913-2011) und sein unermüdliches Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Der Preis ist eine Reproduktion einer Skulptur des Künstlers Seiji Kimoto. Sie wurde in einem 3-D-Druck-Verfahren reproduziert. Das Originalkunstwerk befindet sich im Raum der Begegnung in der Alex-Deutsch-Schule und erinnert an die beiden Freunde und späteren Ehemänner von Doris Deutsch, Karl Löb und Alex Deutsch, die während der NS-Zeit von 1943 bis 1945 zuerst im Konzentrationslager Auschwitz und später im Bergwerk des Lagers Langenstein-Zwieberge als Zwangsarbeiter inhaftiert waren.





