Von Gotha in den Oktober

 Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

zugegebenermaßen ist diese Überschrift nicht der große Wurf. Allerdings angesichts der vielen Blogbeiträge, die ich bereits geschrieben habe, ist es schwer, etwas Neues zu finden. Sie fragen zurecht, was die schöne, malerische Stadt in Thüringen mit dem Alltag eines Landrates zu tun hat. Die Antwort ist ganz einfach, denn Montag und Dienstag verbrachte ich im Rahmen der Sitzung des Deutschen Landkreistages im Verfassungs- und Europaausschuss in dieser ehrwürdigen Stadt. Die Gremienmitglieder waren auf Einladung des Landkreises Neunkirchen im Mai in unserer Region zu Gast.

Gotha kann auf eine über 1250-jährige Stadtgeschichte zurückblicken.

Geprägt von einer erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung sowie der Kunstsinnigkeit des einstigen Herzoghauses strahlt die Stadt Gotha einen ganz besonderen Charme aus. Gothaer Bürger und Besucher der Stadt genießen hier eine erstklassige museale Landschaft und hochwertige Kunst sowie zahlreiche weitere Erlebnisbereiche. Wer sich für Adelshäuser interessiert, ist in Gotha richtig. Denn auch das englische Königshaus ist eng mit der Stadtgeschichte verbunden. Daher mache ich gerne Werbung für diese schöne Stadt. Der dortige Landrat Onno Eckert verstand es sehr gut, die schönsten Seiten seiner Region präsentieren. Neben einem inhaltlich anspruchsvollen Tagungsprogramm stand am Abend eine Stadtführung auf der Agenda.

Mehr Infos unter www.gotha-adelt.de

Inhaltlich ging es um die Themen Aufenthaltsrecht und Integration, Bewältigung des Fachkräftemangels, kreisübergreifende Cloud-Infrastrukturen, Einführung eines sozialen Pflichtjahres und dem Bericht aus dem Europa-Büro rund um das Thema Katastrophenschutz. Ich schätze diese Ausschussarbeit sehr, da wir uns mit Landräten aus allen Bundesländern austauschen können. Hierbei ist es immer interessant zu erfahren, welche regionalen Unterschiede und Herausforderungen es gibt. Im Großen und Ganzen haben wir uns mit dem gesellschaftlichen Wandel und den weltpolitischen Ereignissen samt den diesbezüglichen Reaktionen ähnlichen Problematiken zu stellen.  Die nächste Tagung findet im Frühjahr 2023 in Worms statt.

Wieder zurück im Landkreis Neunkirchen wartete viel Schreibtischarbeit auf mich. Dank der Digitalisierung konnte ich im Rahmen der zweitägigen Tagung bereits einige E-Mails bearbeiten und doch Hintergrundgespräche führen. Dies ist eine immense Arbeitserleichterung. Da ich nicht selbst fahren musste, konnte ich auch die Autofahrt zum Aktenstudium nutzen.

Am Mittwochmorgen tagte in unserem Dienstgebäude in Neunkirchen die Verbandsversammlung des ZPS, dessen Verbandsvorsteher ich bin. Hier ging es um viele Themen rund um den öffentlichen Personennahverkehr. Aufgrund der Einführung des „9-Euro-Tickets“ und der Forderungen nach Folgemöglichkeiten gibt es hier viel Diskussionsbedarf. Allerdings ist die Finanzierung des ÖPNV nicht auskömmlich. Hier sind wir in erster Linie auf Mittel des Bundes und auch des Landes angewiesen. Die Landkreise als Aufgabenträger sind hier schon längst an der finanziellen Belastungsgrenze angelangt. Alle Weiterentwicklungen des ÖPNV sind mit Kosten verbunden. Hier brauchen wir finanzielle Unterstützung, um diese Herausforderungen, die ich nachvollziehen kann, zu stemmen. Die finanzielle Situation der öffentlichen Kassen ist aufgrund der derzeitigen Lage angespannt wie nie.

Am Nachmittag fand dann eine Veranstaltung statt, die nach der pandemiebedingten Pause wiederauflebte. Insgesamt konnte ich an 32 Altenbegegnungsstätten wieder Förderbescheide übergeben. In diesem Jahr wird die ehrenamtliche Arbeit insgesamt mit 12.700 € unterstützt, um zum Erhalt dieser wichtigen Strukturen beizutragen. Der Betrag soll aber vor allem eine Geste für die geleistete Arbeit sein. Gerade in Zeiten von Corona und Abstandhalten war und ist das Thema Vereinsamung präsent. Dabei leisten die ehrenamtlichen Helfer einen überaus wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Es werden dadurch Räume geschaffen, wo Menschen sich begegnen können und zusammenfinden. Die große Trägervielfalt im Landkreis sorgt für ein abwechslungsreiches Angebot für Seniorinnen und Senioren. 49 Verbände und Kirchengemeinden sind für die 32 Altenbegegnungsstätten im Landkreis Neunkirchen verantwortlich. Die Altenbegegnungsstätten fördern die selbständige Lebensführung im Alter u.a. durch Vortragsreihen zu Mobilität und Gesundheit und dienen der Erhaltung bestehender bzw. Knüpfung neuer sozialer Beziehungen der Seniorinnen und Senioren. Die Mehrheit der Einrichtungen konnte aufgrund der strengen Corona-Hygienemaßnahmen ihre Angebote weiterbestehen lassen. Wo dies nicht möglich war, wurde sich dauerhaft bemüht, den Kontakt aufrecht zu halten.

Am Donnerstagmorgen händigte ich zwei neuen Mitarbeiterinnen ihre beamtenrechtlichen Urkunden aus. Sie werden ihren Dienst offiziell ab morgen antreten. Danach ging es um den Haushalt im Bereich des Dezernates IV, wo beispielsweise auch die Untere Bauaufsichtsbehörde und die Straßenverkehrsbehörde angesiedelt sind.

In diesem Jahr sind die Haushaltsvorberatungen besonders fordernd. In allen Bereichen wird es zu einem finanziellen Mehraufwand kommen. Auch gibt es aufgrund der Aufgabenerweiterung seitens des Gesetzgebers eine Stellenmehrung. In den Beratungen diskutieren wir intensiv über Veränderungen gegenüber dem Haushaltsplan 2022 und versuchen Sparmaßnahmen umzusetzen. Allerdings wird dies kaum möglich sein. Auch bei der Landrätetagung Anfang der Woche waren die Haushalte Thema. Leider sind von den Kostenexplosionen alle Landkreise und kommunalen Verwaltungen betroffen. Hinzu kommt die damit verbundene, deutlich steigende Kreisumlage, die unsere Kommunen stark belasten wird.

Am Nachmittag tagte der Aufsichtsrat der IKS im Flughafen Saarbrücken. In der nicht-öffentlichen Sitzung stellte sich unser Standortmanager des Erlebnisortes Reden Eric Schneider vor. Seit 1. April setzt er sich zum Wohle der Region ein. Dank der finanziellen Ausgestaltung durch das Land, der IKS, der Gemeinde Schiffweiler und des Landkreises kann unser Zweckverband gute Arbeit leisten. Derzeit wird das Entwicklungskonzept für den Standort erstellt, welches der Zweckverband in Auftrag gegeben hat. Ziel dieses Konzeptes soll die künftige Entwicklung des Zukunftsortes sein. Am Abend fand die Ehrung der HWK-Jungmeister/innen des Landkreises Neunkirchen und IHK-Landesbesten (Auszubildende und Weiterbildungsabsolventen) statt. Hierzu hatten die Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der Landkreis eingeladen. Ich freute mich sehr, dass wir in diesem festlichen Rahmen schon zum zweiten Mal Menschen ehren durften, die sich in ihrem Beruf, in ihrem Gewerk, in ihren Aus- und Weiterbildungen mit besonders viel Engagement eingebracht haben. Der Landkreis engagiert sich schon seit einigen Jahren gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, der HWK und dem Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum bei der Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“. Im Vordergrund dieser Kampagne stehen seit jeher die Themen Fachkräftesicherung und Energieeffizienz im Handwerk, sie sind heute aktueller denn je. Der Fachkräftemangel hat in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. Nicht nur das Handwerk ist davon betroffen. Auch andere Branchen, selbst die öffentliche Verwaltung, klagen zunehmend über fehlendes Fachpersonal. Anfang September konnte man in der SZ lesen, dass laut einer deutschlandweiten Studie 87% der Unternehmen dadurch in ihren Handlungsfeldern und im Geschäftsbetrieb eingeschränkt waren. Wir als Bürgerinnen und Bürger merken es selbst an verkürzten Servicezeiten, eingeschränkten Ladenöffnungszeiten und langen Wartezeiten in allen Bereichen. Auch der Landkreis Neunkirchen will in Zukunft aktiv dem sich verschärfenden Fachkräftemangel entgegenwirken. Am 12. Oktober werden wir ganz offiziell gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der saaris eine Kooperation schließen, um mit der neuen Service- und Koordinationsstelle „Saarland attractive“ unter dem Slogan „find work and stay“ intensiver für die beruflichen, aber auch die privaten Perspektiven in unserer Region zu werben. Ziel ist es, Fachkräfte für Jobchancen im Saarland zu sensibilisieren und sie an ihre Arbeitsstätten zu binden. Gemeinsam mit anderen Arbeitsmarktakteuren wollen wir den Matching-Prozess zwischen qualifizierten Fachkräften und vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen mit Fachkräftebedarf in unserer Region unterstützen. Es war wieder eine sehr schöne Veranstaltung, die auch musikalisch hervorragend umrahmt wurde. An dieser Stelle unserer Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit dem Geschäftsführer Klaus Häusler an der Spitze herzlichen Dank. Auch freute ich mich, dass neben den Bürgermeistern Holger Schäfer und Bernd Huf auch die Sparkasse mit Jörg Welter und Patrick Rammo vertreten waren.

Der heutige Morgen stand ganz im Zeichen interner Termine und Rücksprachen. So stellte ich gemeinsam mit der Leiterin unserer „Leitstelle Älter werden“ Sabine Schmidt die neugestaltete Homepage vor. Die „Leitstelle Älter werden“ ist eine Anlaufstelle für Seniorinnen und Senioren sowie deren Angehörige. Sie unterstützt Bürgerinnen und Bürger des Kreises aktiv bei der Suche nach Ansprechpartnern rund um das Thema Altern. Das Ziel der Leitstelle ist es, alternden Menschen dabei zu helfen, möglichst lange selbstbestimmt und eigenverantwortlich in ihren vier Wänden zu leben. Da mittlerweile bereits eine große Zahl der Seniorinnen und Senioren digital aktiv ist, hat sich die „Leitstelle Älter werden“ zum Ziel gesetzt, den sogenannten „Silver Surfern“ ein umfangreiches Informationsangebot bereitzustellen. Dieses umfasst neben den Themen Beratung und Unterstützung, Gesundheit, Mobilität, Sicherheit, Freizeitangebote und Veranstaltungen auch die Bereiche Pflege und Versorgung. Ich finde es sehr wichtig, älteren Menschen und ihren Angehörigen Wege zur Hilfe aufzuweisen. Wir informieren über Freizeit-, Vorsorge- und Versorgungsangebote, durch die sich ältere Menschen körperlich und geistig fit halten und weiterhin am sozialen Leben partizipieren können. Gleichzeitig verweisen wir an Fachberatungsstellen, Pflegedienste, Pflegeeinrichtungen und ähnliches, für den Fall, dass ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben nicht mehr in vollem Umfang möglich ist. Ich danke den Anbietern, Institutionen, Dienstleistern, den Einrichtungen und vor allem den ehrenamtlich in Vereinen Engagierten für ihre Teilnahme am Service- und Informationsangebot.

Liebe Blogleserinnen und Blogleser, eine sehr abwechslungsreiche Woche geht für mich zu Ende. Wenn der Blog erscheint, werde ich auf der Klausurtagung der SPD- Kreistagsfraktion sein.

Ich wünsche Ihnen ein schönes und erholsames langes Wochenende, da am Montag Feiertag ist.

 

Vielen Dank für das Interesse an meiner Arbeit.

Ihr Landrat Sören Meng