Eine Woche mit gemischten Gefühlen

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

Freude und Traurigkeit liegen oft nah beisammen. Daher umfasst dieser Blog beides. Wir befinden uns in der Hochzeit der Fasnacht, die Corona bedingt zwei Jahre lang pausieren musste. Glücklicherweise ist dieser Zustand zu Ende. Und man merkt es an der Freude der Karnevalisten.

Am Montagmorgen war ich im Sinne des Katastrophenschutzes unterwegs. Unsere Wasserversorgung WVO hat am Wasserwerk in Homburg eine Notstromversorgung realisiert. Gemeinsam mit meinem Stabsstellenleiter Alexander Koch nahm ich an einem Testlauf des Aggregates teil. Gerade im Krisenfall ist Wasser ein sehr kostbares Gut. Daher bin ich sehr dankbar, dass unsere WVO einen eigenen Notfallplan realisiert hat, der bei einem flächendeckenden Stromausfall zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger die Wasserversorgung aufrechterhält. Herzlichen Dank dem Geschäftsführer Thomas Wagner und seinem Team für das große Engagement, diese Maßnahme in nur wenigen Monaten zu realisieren.

Am Nachmittag tagte, endlich wieder in Präsenz, die Alex Deutsch Stiftung. In diesem Jahr wollen wir erneut den Alex Deutsch Preis vergeben. Im März soll die Ausschreibung erfolgen. Mit diesem Preis gedenken wir an den Auschwitz Überlebenden Alex Deutsch, der sich Zeit seines Lebens für die Versöhnung der Menschen stark gemacht hat und seine Erfahrungen öffentlich machte. Ihm sind wir zu großem Dank verpflichtet. Seine Witwe Doris Deutsch unterstützt die Stiftung und ist selbst an Schulen unterwegs, um aus dem bewegten Leben ihres Mannes zu berichten.

Am Dienstagmorgen tauschte ich mich mit der Geschäftsführerin des Landkreistages Susanne Schwarz zu verschiedenen Themen aus. Seit rund einem Jahr hat Frau Schwarz dieses Amt inne und füllt es mit großem Engagement aus. Um die Mittagszeit lernte ich den neuen Bevollmächtigten der RAG im Saarland persönlich kennen. Am 01. Januar 2023 hat Dr. Michael Drobniewski die Nachfolge von Dr. Stefan Hager in der Funktion als Regionalbeauftragter für das Saarland übernommen. Herr Drobniewski, der im Rahmen seines Studiums des Markscheidewesens ein zweijähriges Referendariat beim Oberbergamt des Saarlandes absolviert hatte, war bisher mit der Wasserhaltung an der Saar betraut und kennt sich daher mit den Gegebenheiten an den ehemaligen Bergbaustandorten im Landkreis Neunkirchen bestens aus. Hier gab es einige Themen, auch in touristischer Hinsicht zu besprechen. Natürlich war auch der Entwicklungsort Reden ein Thema. Ich freue mich auf weitere Austausche. Am Nachmittag fand die Beerdigung unseres langjährigen Kreistagsmitgliedes und meines Freundes Jörg Moog in Neunkirchen statt. Hunderte Menschen waren gekommen, um dem beliebten Wirt die letzte Ehre zu erweisen. In einer Ansprache würdigte ich den engagierten Menschen.

Am Abend tagte das Kulturforum Saar unter der Leitung von Dr. Burgard Jellonnek im Historischen Sitzungssaal. Gerne begrüßte ich als Hausherr die Versammlung und informierte mich über ein geplantes Projekt, das etwas mit einer Persönlichkeit aus dem Landkreis Neunkirchen zu tun hat.

Nach diesem traurigen Anlass ging am Mittwoch der berufliche Alltag weiter. Am Morgen tagte der ZPS (Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr) mit einer umfangreichen Tagesordnung. Hier wurde der Jahresabschluss 2021 beschlossen. Auch gaben Staatssekretär Sebastian Thul und Astrid Klug aktuelle Infos zum 49 Euro Ticket, das ab Mai starten soll. Ich halte dieses Ticket für einen wichtigen Schritt zur Attraktivierung des ÖPNV. Bereits durch die Tarifreform konnte die Nutzerzahl gesteigert werden. Für uns als Aufgabenträger geht es in Zukunft darum, Angebote zu überprüfen, zu optimieren und nach Bedarf auszubauen. Das ist dann allerdings mit zusätzlichen Kosten verbunden. Jedoch gibt es einen guten ÖPNV nicht zum Nulltarif, Mobilität ist ein Grundbedürfnis.

Am Nachmittag war ich im Pflegeheim Katharina von Bora zu Gast. Die Stiftung Kreuznacher Diakonie erläuterte der Neunkircher Bürgermeisterin Lisa Hensler und mir, dass am 1. März die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mieterinnen und Mieter wieder in die Einrichtung in Neunkirchen einziehen werden. Die Einrichtung war im Juli 2022 wegen des Austritts von Methangas und Explosionsgefahr evakuiert und geschlossen worden. Monika Kolling, Geschäftsbereichsleiterin der Seniorenhilfe, sowie Einrichtungsleiterin Ulrike Ingram berichten, sie haben zusammen mit den Mitarbeitenden vor Ort die Weichen für die Rückkehr gestellt. Der Wohnpark Katharina von Bora ist eine Einrichtung, die sich vor allem auf Bewohnerinnen und Bewohner mit demenziellen Erkrankungen spezialisiert hat. Ulrike Ingram betont: „Gewohnte Routinen, klare Strukturen und gezielte Anregungen sind gerade für diese Menschen wichtig. Unser Ziel ist es, in den kommenden Wochen nach dem Einzug, den gewohnten Alltag herzustellen und positive Impulse zu setzen.“ (Zitat PM der Diakonie)

Im Anschluss tagte die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Erlebnisort Reden, dessen Vorsitzender ich bin. Der Schiffweiler Bürgermeister Markus Fuchs ist mein Stellvertreter. Neben dem Bericht des engagierten Standortmanagers Eric Schneider und seinem Ausblick auf zahlreiche Aktivitäten am Erlebnisort wurde das Entwicklungskonzept Reden zum ersten Mal vorgestellt. Hierüber werde ich gesondert berichten. Es freut mich sehr, dass die Aktivitäten am Ort gesteigert werden können. Anfang März wird sich der Schiffweiler Gemeinderat mit der Straße zur Alm final beschäftigen. Danach hoffe ich, dass der Weg im wahrsten Sinn des Wortes frei für die Weiterentwicklung sein wird.

Der fette Donnerstag stand in erster Linie im Zeichen der Fastnacht. Am Morgen hatte ich noch eine Besprechung bei der Sparkasse Neunkirchen, in der es um die Vorbereitung des Verwaltungsrates in der übernächsten Woche ging. Schon in dieser Besprechung wurde ich von Närrinnen gestürmt und war meinen Schlips los. Zurück in Ottweiler konnte ich noch etwas Schreibtischarbeit erledigen, bevor ich in meinem Heimatort Wiebelskirchen vor das närrische Gericht treten musste. Jeglicher Widerspruch war zwecklos, ich wurde verhaftet und verurteilt. Doch damit war das närrische Elend noch nicht vorbei. Obwohl sich zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei mir im Büro einfanden, um mich zu verteidigen, überwältigte mich die Löffelgarde des „So war noch nix Ottweiler“ und schleppte mich in einem Gefängniswagen zum närrischen Gericht in Schlosstheater. Zuvor hatte das Prinzenpaar meinen Schreibtisch in Gewahrsam genommen und fühlte sich sichtlich wohl. In Ottweiler wurde mir dann der Prozess gemacht. Auch meine Rede konnte hier nichts ausrichten:

„Faasenacht in 23,

zwää Johr lang war das Ganze raanzig,

Corona legte alles lahm,

statt Narren – gabs Virenalarm.

Statt Faasekischelcher Inzidenzen,

käner konnt de Wahnsinn bremsen,

und vielen fehlte die Geduld,

wer wars – ich bereue, ich bin schuld!

 

Die Stadt, es Land käner hat Geld,

wer hat die Truppe denn gewählt,

alles wird teurer, Benzin, Haus un Esse,

die Rohstoffpreise net zu vergesse,

wer soll das bezahlen, es ist ein Wahn,

nur äner is schuld, das kann ich eich saahn.

Und vielen fehlt jetzt die Geduld,

wer wars – ich bereue, ich bin schuld!

 

Prinz Harry gebbt alles, verrot die ganz Kart,

was is bei dem Vochel eigentlich noch privat,

die Lambrecht dreht Filme un muss korzdruff gehn,

Blitzeis Ende Januar, das war nehmeh scheen.

De Putin im Wahn, was dut er uns schocke.

die Welt is verrickt, die Sommer sinn trocke.

 

Wenn Grönland wird zum Ballermann,

dann sieht ma, was Klimawandel kann.

Und vielen fehlt jetzt die Geduld,

wer wars – ich bereue, ich bin schuld!

 

Kreisverlagerung nach NK war in de Bitt präsent,

das mach ich doch net, denn wer mich kennt.

Wääs das ich in Ottwilla uff die Welt komm bin,

das wär ein Verrat un das wäre schlimm.

Mei Witwenpalais, der Vergleich, der passt,

is de Smal Event Buckimhampalast,

nur ääns bleibt bei mir sonnenklar,

das NK uffm Nummerschild, wies immer war.

Meh Patriotismus geht nehmeh,

gelobt sei NK un OTW!

 

So kennt ich jetzt weiter mache, ihr liewe Zeit,

was hann mir e verrickti Zeit.

Was geschdern noch korrekt un richtig,

is morje fort un nehmeh wichtig.

uff Instagram un Facebook dann,

do sitt ma, was e Flashmob kann.

Ich wünsche mir mit nassem Blick,

drei Programme un schwarz-weiß zurick,

das war zwar net sexy odder nice,

Zufriedenheit war unser Preis.

Doch vielen fehlt jetzt die Geduld,

wer wars – ich bereue, ich bin schuld!

 

Das wars, mei Kreiz is mied, mei Herz is schwer,

kä Argument, mei Kass is leer.

Bin ich verurteilt, nur Geduld, dann sinn Ihr an allem schuld!“

 

Am Nachmittag ging es dann nach Neunkirchen ins Rathaus, wo mir von Harry Potter alias Oberbürgermeister Jörg Aumann die Leviten bezüglich der Kreisumlage gelesen wurde. Allerdings konnte er nichts ausrichten, da die gesamte Verwaltungsspitze anschließend vom Prinzenpaar außer Kraft gesetzt wurde. So ist das halt an Faasenacht!

Am heutigen Morgen tagte in Saarbrücken der Vorstand des Landkreistages. Es galt eine größere Tagesordnung zu bestreiten. Unter anderem ging es um die Fortentwicklung des Kommunalen Finanzausgleichs, eine Sozialplattform und Informationen der Bundesagentur für Arbeit rund um das Thema Fachkräftesicherung.

Im Anschluss nahm ich in Eppelborn an der Beerdigung von Franz Josef Juchem teil. Herr Juchem leitete jahrzehntelang das gleichnamige Traditionsunternehmen, das zur Juchem-Gruppe gehört, auch war er 20 Jahre lang Mitglied der IHK-Vollversammlung. Franz Josef Juchem trat 1952 als 18-Jähriger in das Unternehmen ein, das sein Vater 1921 als Landhandelsgeschäft in Eppelborn gegründet hatte. Zwei Jahre später schloss er in Braunschweig sein Studium als Müllereitechniker ab. Es folgten berufliche Stationen in Hamburg, Paris und Lille, wo er erste Erfahrungen als Kaufmann und Müller sammelte. Nach seiner Rückkehr in das väterliche Unternehmen führte Juchem jahrzehntelang das mittelständische Traditionsunternehmen. Der heutige Erfolg des international agierenden Unternehmens, das zur Juchem-Gruppe gehört, basiert unter anderem auf einem technologischen Verfahren, das Franz Josef Juchem Mitte der 1960er-Jahre entwickelt hatte und das als Frijet-Verfahren patentiert wurde. Franz Josef Juchem war 20 Jahre Mitglied der IHK-Vollversammlung und von 1997 bis 2012 im Präsidium der IHK verantwortlich für die Finanzen und für IHK regional. 1991 wurde Franz Josef Juchem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Die französische Regierung verlieh ihm außerdem 1995 den Ritterorden Mérite Agricole und 2007 den „Chevalier de l'Ordre du Mérite Agricole“. Von Ministerpräsident Peter Müller (CDU) erhielt er 2004 für sein Engagement für die saarländische Landwirtschaft den Titel "Ökonomierat". Zudem war er Preisträger des Großen Preises des Mittelstandes der Oskar-Patzelt-Stiftung.

Das mittelständische Unternehmen Juchem ist ein Familienunternehmen in der dritten Generation und gehört zu den technologisch führenden Firmen im Bereich der Getreide- und Fettverarbeitung. Nach Unternehmensangaben stellen an mehreren Standorten 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit modernen Produktionsverfahren aus wertvollen Rohstoffen qualitativ hochwertige Grundstoffe für namhafte Markenartikler der Lebensmittelindustrie, Industrie- und Handwerksbäckereien sowie Endverbraucherprodukte für den Handel, wie zum Beispiel "Saarlandmehl" sowie Kuchen- und Brot-Backmischungen unter der Marke "Die Backschwestern" her. (Zitat SR, 13.02.2023)

Mit ihm ist eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit von uns gegangen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.

Wie schon zu Beginn beschrieben, liegen Freude und Traurigkeit nah beieinander. Heute Abend werde ich gemeinsam mit meiner Frau die große Kappensitzung der Neunkirchen Karnevalsvereine in der Gebläsehalle besuchen. Ich freue mich schon sehr darauf, die große Vielfalt des närrischen Treibens live zu erleben. Der NKA Präsident Karl Albert wird wieder mit Witz und Leidenschaft durch das mehrstündige Programm führen.

Morgen Abend bin ich dann selbst wieder in der Bütt und trete bei einer Kappensitzung in Stennweiler auf. Darauf freue ich mich schon.

Am Montag werde ich den Rosenmontagszug in Neunkirchen besuchen. Im ganzen Landkreis finden Züge und Veranstaltungen in den nächsten Tagen statt. Unterstützen Sie das bunte Treiben der Narren und genießen Sie die sogenannte fünfte Jahreszeit, nach langer, Corona-bedingter Abstinenz.

Ihnen allen ein schönes Wochenende!

Ihr Landrat Sören Meng