Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, geboren 1718 in Usingen, gehörte zu jenen südwestdeutschen Landesherren des 18. Jahrhunderts, die ihre Territorien mit großem Gestaltungswillen in die Neuzeit führten. Als er 1741 die Regierung übernahm, befand sich das Land in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Grafschaft Nassau-Saarbrücken, zu der auch Ottweiler gehörte, zu einem beispielhaften Modell barocker Stadtplanung, wirtschaftlicher Modernisierung und aufgeklärter Verwaltung.

In Saarbrücken prägte Wilhelm Heinrich das Stadtbild bis heute. Gemeinsam mit seinem Baumeister Friedrich Joachim Stengel ließ er das alte Schloss zu einer repräsentativen barocken Residenz umbauen und die Stadt großzügig erweitern. Er schuf neue Achsen, Plätze und Bauviertel, die das Gesicht des heutigen Saarbrücken noch immer bestimmen. Besonders der Schlossplatz und die später errichtete Ludwigskirche gehen auf seine Planungen zurück. Sein Ziel war es, Saarbrücken zu einer modernen, wohlhabenden Residenzstadt zu entwickeln, die den höfischen Standards Europas entsprach, zugleich aber auch wirtschaftlich und bürgerlich aufblühte.

Auch Ottweiler profitierte erheblich von seinen Reformen und Investitionen. Die Stadt war eine der ältesten Residenzen des Hauses Nassau-Saarbrücken und behielt unter Wilhelm Heinrich ihre Bedeutung als Verwaltungs- und Bildungsstandort. Der Fürst förderte den Ausbau der lokalen Verwaltung, die Modernisierung der Schulen und die Verbesserung der Verkehrswege zwischen Ottweiler, Saarbrücken und den umliegenden Dörfern. Durch gezielte Steuererleichterungen und die Förderung von Handwerk und Gewerbe sollte Ottweiler wirtschaftlich gestärkt werden. Der Bergbau, insbesondere der Steinkohlenabbau im Saargebiet, wurde unter seiner Herrschaft systematisch organisiert und staatlich kontrolliert. Damit legte Wilhelm Heinrich den Grundstein für die spätere industrielle Entwicklung des Saarlands.

Sein Wirken war dabei nicht nur auf Repräsentation, sondern auch auf soziale Ordnung und Effizienz ausgerichtet. Er ließ das Land neu vermessen, um die Steuerverteilung gerechter zu gestalten, und setzte Verwaltungsreformen durch, die Korruption und Misswirtschaft eindämmten. In seiner Regierungszeit wuchs die Bevölkerung des kleinen Fürstentums von etwa 13.000 auf über 20.000 Einwohner – ein Zeichen für den wirtschaftlichen Aufschwung.

Trotz aller Erfolge belasteten die hohen Kosten seiner ambitionierten Bau- und Hofprojekte die Finanzen des Landes erheblich. Dennoch gilt Wilhelm Heinrich als einer der bedeutendsten Landesherren der Region: Er verband barocke Prachtentfaltung mit aufklärerischem Denken und legte den kulturellen und wirtschaftlichen Grundstein für das spätere Saarland. Seine Leistungen in Saarbrücken und Ottweiler zeigen ihn als Fürsten, der seine Heimat mit Weitsicht, Energie und einem ausgeprägten Sinn für Fortschritt gestaltete.