Zwischen Kinderschuhen und Endschalldämpfer
Liebe Blogleserinnen und Blogleser,
erneut geht eine sehr herbstliche Woche zu Ende – eine Woche voller spannender Termine, Begegnungen und Themenwechsel. Gerade diese Vielfalt macht meine Arbeit so besonders, denn sie bietet immer wieder neue Einblicke und Gelegenheiten, mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Los ging es am Montagmorgen mit der Beförderung und Versetzung von Beamtinnen und Beamten innerhalb unserer Kreisverwaltung. Das ist für jede und jeden ein ganz besonderer Moment, und ich nutze diese Gelegenheit gerne, um mich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auszutauschen. Mein Team gestaltet unsere Kreisverwaltung für die Herausforderungen von heute und morgen. Daher ist mir dieser Austausch sehr wichtig.
Die öffentliche Verwaltung befindet sich seit vielen Jahren im Wandel. Mehr denn je sind wir darauf angewiesen, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, denn der Arbeitsmarkt hat sich gerade im öffentlichen Dienst deutlich verändert. Daher liegt mir auch die Mitarbeiterzufriedenheit besonders am Herzen.
Nach internen Rücksprachen und etwas Büroarbeit stellte mir der Wellesweiler Heimatforscher Hans-Günter Sachs sein neues Buch vor, zu dem ich das Vorwort geschrieben habe. Das neue biografische Handbuch dokumentiert eindrucksvoll – und zugleich bedrückend – das Schicksal von hunderten Menschen aus unserer Region, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ausgegrenzt, verschleppt oder ermordet wurden. Diese Menschen wurden aus rassistischen, politischen oder anderen diskriminierenden Gründen entrechtet und fielen einem menschenverachtenden Regime zum Opfer. Die Ideologie des Nationalsozialismus konnte auch im heutigen Landkreis Neunkirchen, damals Landkreis Ottweiler, erschreckend wirksam Fuß fassen.
Die nationalsozialistische Verfolgung war kein fernes Ereignis in den großen Städten des Reiches. Sie erreichte auch unsere Städte, Dörfer und Nachbarschaften. Was in Berlin geplant wurde, wurde hier vor Ort umgesetzt – teils durch offizielle Erlasse, teils durch eigenmächtige Maßnahmen lokaler Täter. So wurden Menschen in unserer Region Teil eines Systems, das unzählige Leben zerstörte.
Dieses Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur. Es gibt den Opfern ihre Namen und Geschichten zurück und macht deutlich: Hinter jeder Zahl steht ein menschliches Leben. Die Autorinnen und Autoren haben akribisch recherchiert, Quellen ausgewertet und Biografien rekonstruiert. Damit schaffen sie eine dauerhafte Grundlage für historisches Lernen und Gedenken.
Dieses Werk erinnert uns an unsere Verantwortung: aufmerksam und wachsam zu bleiben. Ganz im Sinne des Auschwitz-Überlebenden Max Mannheimer: „Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“ Die Geschichten der Verfolgten, aber auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen und aktiv für eine offene Gesellschaft einzutreten. Verantwortung tragen wir alle – im Kleinen wie im Großen, heute und morgen. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, mit welcher Leidenschaft Menschen die Heimatgeschichte lebendig halten.
Im Landkreis Neunkirchen hat Erinnerungskultur einen hohen Stellenwert. Eng arbeitet man dabei auch mit der Alex-Deutsch-Stiftung zusammen, die das Vermächtnis eines Mannes bewahrt, der sich Zeit seines Lebens für Menschlichkeit, Toleranz und Aufklärung eingesetzt hat. Alex Deutsch, selbst Holocaust-Überlebender, erreichte bis zu seinem Tod 2011 besonders die junge Generation mit seinem unermüdlichen Engagement.
Am Nachmittag tagte der Sparkassenzweckverband. Neben Vertretern des Landkreises sind auch Delegierte der Kreisstadt Neunkirchen vertreten. Hintergrund ist, dass es früher in der Kreisstadt eine Stadtsparkasse und auf Kreisebene eine Kreissparkasse gab. Diese beiden Institute wurden in den 80er Jahren fusioniert.
Neben dem Haushalt und dem Jahresabschluss erläuterten der Vorstandsvorsitzende Jörg Welter und sein Kollege Patrick Rammo die aktuelle Situation der Sparkasse. Auch das Großprojekt „Neubau der Sparkasse“ in der Innenstadt Neunkirchen wurde vorgestellt. Die Erdarbeiten sind weitgehend abgeschlossen, die Hochbauarbeiten beginnen nun.
Am Dienstagmorgen fand das Vierteljahresgespräch mit dem Personalrat im Historischen Sitzungssaal statt. Mit dabei waren der Geschäftsführende Beamte Volker Federkeil sowie unsere Personalchefin und Dezernentin Katharina Glaser. Ich schätze diesen Austausch sehr, denn wir verfolgen das gleiche Ziel: unsere Kreisverwaltung zukunftsfähig zu machen.
Am Nachmittag fand eine besonders schöne Veranstaltung statt: Vier Frauen haben erfolgreich die Ausbildung zur ehrenamtlichen Demenzhelferin abgeschlossen. In 38 Schulungsstunden haben sie nicht nur Fachwissen über das Krankheitsbild erworben, sondern vor allem gelernt, mit viel Einfühlungsvermögen und Herz auf Betroffene und Angehörige einzugehen.
Die Ausbildung wird seit 2011 in Kooperation mit dem Caritas-Verband und der Leitstelle Älterwerden durchgeführt. Seitdem haben 125 Personen die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Der Landkreis Neunkirchen fördert Entlastungsangebote für pflegende Angehörige jährlich mit rund 86.000 Euro, davon 10.000 Euro für die Weiterbildung der Demenzhelferinnen.
Am Abend nahm ich noch an der Sitzung der SPD-Kreistagsfraktion teil.
Der Mittwochmorgen war geprägt von zahlreichen Rücksprachen, Telefonaten und viel Büroarbeit.
Um die Mittagszeit besuchte ich gemeinsam mit Oberbürgermeister Jörg Aumann und dem Minister für Soziales und Gesundheit, Dr. Magnus Jung, das Diakonie-Klinikum Neunkirchen. Regionalgeschäftsführerin Andrea Massone stellte uns die neuesten Konzepte und Fachabteilungen vor. Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft ist ein gutes Gesundheitsangebot von zentraler Bedeutung.
Am Nachmittag wurde die neue Kindertagesstätte „Parkfalken“ offiziell eingeweiht. Anwesend waren neben Oberbürgermeister, Bürgermeisterin und Beigeordneten auch die Landtagsabgeordnete sowie Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot. Die Kita schafft 100 neue Plätze für Kindergartenkinder und 22 dringend benötigte Krippenplätze. Der Landkreis Neunkirchen hat den Bau mit knapp 1,7 Millionen Euro unterstützt – eine Investition in die Zukunft unserer Kinder. Besonders schön ist der naturbezogene Ansatz der Kita: warme Farben, naturbezogene Gruppennamen und ein Umfeld, in dem Kindheit natürlich sein darf. Mit jeder neuen Kita entsteht ein Ort, an dem unsere kleinsten Mitbürger lachen, lernen, Freundschaften schließen und erste Schritte in ein selbstständiges Leben gehen – Wurzeln und Flügel, wie Goethe es sagte.
Am Donnerstagmorgen fand die Auftaktveranstaltung der PuGiS am Technisch-Gewerblichen und Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrum Neunkirchen statt zum Präventionsprojekt „GENERATION Z WIE ZUKUNFT“ statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Geschäftsführer Dirk Mathis. PuGiS e.V. ist ein Netzwerk für Prävention und Gesundheitsförderung. Ziel des Projektes ist es, junge Menschen frühzeitig in ihrer Gesundheit, Motivation und Resilienz zu stärken.
Im Rahmen dieses Projektes werden den Schülerinnen und Schülern Themen wie Bewegung, Ernährung, mentale Gesundheit, Medienkompetenz und Stressbewältigung direkt im Schulalltag vermittelt. In meiner Rede betonte ich, dass Jugendliche frühzeitig unterstützt werden müssen, um Resilienz und Lebenskompetenz zu entwickeln. Schule ist längst mehr als ein Ort des Lernens, sie ist ein zentraler Lebensraum. Projekte wie „GENERATION Z WIE ZUKUNFT“ stärken, motivieren und geben Orientierung, damit junge Menschen Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen. Ein herzliches Dankeschön gilt PuGiS e.V. für die Entwicklung des Projekts, allen Förderern und Partnern sowie meiner Mitarbeiterin Anja Stuppi, die von Seiten des Gesundheitsamtes vermittelt hat.
Danach ging es zu einem gemeinsamen Termin mit dem Bundestagsabgeordneten Esra Limbacher zum Unternehmen Purem by Eberspächer in Neunkirchen. Das traditionsreiche Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeitende am Standort und ist in der Automobilzulieferindustrie tätig. Das innovative Unternehmen produziert am Standort Neunkirchen unter anderem (saubere) Abgas- und Akustiksysteme, baut aber auch Druckbehälter für Wasserstoffanlagen. Wir tauschten uns über aktuelle Herausforderungen in der Branche, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und über die langjährige Ausbildung junger Talente aus. Empfangen wurden wir von Werkleiter Ralf Bickel und einem Teil seines Führungsteams. Verbunden war der Besuch mit einer äußerst interessanten Werkführung, bei der leider nicht allzu viele Bilder gemacht werden durften.
Ich bin sehr dankbar, dass es diese wichtige Firma in unserer Region gibt, zugleich war es interessant zu erfahren, wie sich das Unternehmen für die Zukunft aufstellt.
Danach ging es kurz zur Geschäftsstelle der Sparkasse Neunkirchen gegenüber des Landratsamtes in Ottweiler. Dort besuchte ich gemeinsam mit dem Führungsteam der Sparkasse Neunkirchen die Aktion rund um den Weltspartag 2025, zugleich erfuhr ich, wie erfolgreich für unsere Vereine bereits jetzt schon die gemeinsame Aktion „Meine Helden“ des Kreises und der Sparkasse ist.
Anschließend begrüßten wir einen neuen Partner unserer Regionalmarke: das Stmm’s Brauhaus Neunkirchen. Geschäftsführerin Siegrid Getrey-Hagmaier und Eric Karges stellten uns den saarländischen Tapas-Teller vor. Die Küche orientiert sich an traditionellen Rezepten, wie man sie von Oma und Opa kennt, und verbindet Heimatbewusstsein mit moderner Gastronomie – eine perfekte Ergänzung für unsere Regionalmarke.
Am Nachmittag tagte der Kreisausschuss zur Vorbereitung der Kreistagssitzung in 14 Tagen. Im Anschluss folgte der ÖPNV-Ausschuss. Die Geschäftsführer der Neunkircher Verkehrsgesellschaft NVG, Markus Groß und Stefan Scheer, sowie Prokuristin Klaudija Eric berichteten über aktuelle Themen und zukünftige Entwicklungen im öffentlichen Nahverkehr.
Der heutige Morgen war geprägt von reichlich Schreibtischarbeit, Vorbereitung von Veranstaltungen, Rücksprachen und vielem mehr. Für mich geht damit eine sehr themenreiche Woche zu Ende.
Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Wochenende. Bleiben Sie gesund!
Ihr
Landrat
Sören Meng








