Woche in Gedenken an Landrat a.D. Dr. Rudolf Hinsberger

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

 

wie schon im vergangenen Blog geschrieben, verstarb mein Amtsvorgänger Dr. Rudolf Hinsberger im Alter von 78 Jahren. Gestern wurde er zu Grabe getragen. In einer Rede würdigte ich seine Verdienste für den Landkreis Neunkirchen. 26 Jahre trug er Verantwortung für die Geschicke der Kreisverwaltung. An dieser Stelle möchte ich aus der Rede zitieren:

„Ich persönlich habe lange Jahre eng mit ihm zusammengearbeitet. Diese Zusammenarbeit und seine Unterstützung und Förderung beeinflussten mein Leben und meinen beruflichen Werdegang. Bis zuletzt waren wir verbunden, konnte ich auf seinen Rat bauen.

Als 1985 Dr. Rudolf Hinsberger vom damaligen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine zum Landrat ernannt wurde, steckte unser Landkreis in der größten Krise seiner Geschichte.

Ich zitiere den Journalisten Gerd Meiser:  „Das Neunkirchen (und damit auch die Region) Anfang der achtziger Jahre gleicht einem Schwerkranken, den die Ärzte fast aufgegeben haben… Neunkirchen heute, das ist Kampf ums Überleben.“

In dieser Zeit übernahm Dr. Hinsberger Verantwortung im Kreis, arbeitete eng mit dem Oberbürgermeister und den Bürgermeistern zusammen und prägte die Sozialpolitik maßgeblich mit.

Viele Arbeitsplätze gingen durch das Ende des Eisenwerks und einige Jahre später durch das Ende des Bergbaus im Kreis verloren. Das Phänomen der Langzeitarbeitslosigkeit ohne Perspektive war allgegenwärtig. Hier verstand es Landrat Hinsberger die sozialen und kirchlichen Träger mit ins Boot zu nehmen, Beschäftigungsprogramme für Betroffene wurden aufgelegt. Auch sorgte der Landrat dafür, dass der Landkreis selbst eine Beschäftigungsgesellschaft, die heutige AQA gründete.  So konnte der Kreis selbst langzeitarbeitslosen Menschen berufliche Perspektiven bieten.

Hier ging es dem Sozialdemokraten Rudolf Hinsberger immer um die Menschen, denn er wusste: Eine Beschäftigung stabilisiert Familien und ist für die Entwicklung von Kindern wichtig.

Auch eine Reform der Jugendhilfe mit dem Schwerpunkt Sozialraumorientierung wurde von ihm umgesetzt, was dem Landkreis bundesweit Beachtung bescherte.

Gleichzeitig entwarf er für den Landkreis ein neues Image – der Rosenkreis wurde geboren. Und das zu einer Zeit, in der der Tourismus in unserer Region kaum Beachtung fand.

Jahre später, 1999 gründete er die Tourismus- und Kulturzentrale, die gemeinsam mit den Städten und Gemeinden professionell die Vermarktung des touristischen Potentials übernahm. Gleichzeitig entwickelte er das Freizeitzentrum Finkenrech zu einem nachhaltigen, attraktiven Ort unserer Heimat. Und wenn ich an dieser Stelle den Tourismus erwähne, war es auch Dr. Rudolf Hinsberger, der in seinen letzten Amtsjahren den Startschuss für die Sommeralm gab, die sicherlich eine Schlüsselveranstaltung für die weitere Entwicklung des Standortes Reden war.

Dr. Hinsberger war ein Gestalter, ein Mensch mit klaren Vorstellungen, Prinzipien und Werten… Seine Gabe, Dinge zu analysieren und sein Pragmatismus prägten auch die Arbeit mit den kreisbeteiligten Gesellschaften, im Laufe der Jahrzehnte…

Eine Herzensangelegenheit war ihm auch eine lebendige Erinnerungskultur. In seiner Amtszeit wurde die Alex-Deutsch-Stiftung gegründet, die an das Wirken des Holocaustüberlebenden Alex Deutsch erinnert. Denn nur durch Zeitzeugenarbeit, da war sich der Pädagoge Hinsberger sicher, kann man jungen Menschen den dunklen Teil unserer Geschichte vor Augen führen.

Liebe Trauergemeinde, ich könnte noch vieles über den aktiven Landrat Dr. Rudolf Hinsberger berichten. So wurde in seiner Amtszeit das ehrwürdige Ottweiler Witwenpalais denkmalgerecht saniert und ein neues Landratsamt in Neunkirchen gebaut. Auch beim Bauen setzte er Akzente und legte auch darauf Wert, dass Kunst Einzug in die Gebäude hielt. Er hatte einen ausgeprägten künstlerischen Sinn und förderte nachhaltig die Kunstszene im Landkreis, auch mit Publikationen, die heute längst Standartwerke sind.

Wer ihn erlebte, wie er über Kunst und Kultur sprach, spürte viel Leidenschaft, die ansteckend war.

Neben seinen Verdiensten im Amt als Verantwortlicher der Kreisverwaltung, waren es auch die Momente der Geselligkeit, die ihn auszeichneten.

Er war ein Meister der Anekdoten, da konnten nach einer Sitzung noch einige unterhaltsame Stunden folgen.

Seit seinem zu frühen Tod, habe ich mit vielen Menschen, die ihm verbunden waren, geredet.  Ob seine Arbeit mit den Kollegen im Landkreistag, seine Arbeit in unterschiedlichen Gremien – alle erinnern sich an einen zugewandten, loyalen, sympathischen Menschen, den man gerne traf, der immer einen Rat parat hatte, der sich einsetzte. Sein jahrzehntelanges Wirken für unseren Landkreis zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger bleibt unvergessen, es ist gleichzeitig ein Denkmal für einen besonderen Menschen…“

 

Es war für die Familie sicherlich tröstlich zu erfahren, wie viele Menschen sich mit Dr. Hinsberger verbunden fühlten. Auch Ministerpräsident Tobias Hans war unter den Trauergästen.

 

Der Montag stand im Zeichen hausinterner Termine und Rücksprachen.

 

Am Dienstag fand ein Pressegespräch mit dem SZ Redakteur Michael Beer und Bauamtsleiter Thorsten Mischo statt. Dieses Gespräch hat schon Tradition, denn wir zeigen gerne die Baumaßnahmen auf, die im Rahmen der Sommerferien umgesetzt werden. Insgesamt werden rund 2,7 Millionen Euro in dieser Zeit verbaut. Größere Maßnahmen sind die energetische Fassadensanierung der Gemeinschaftsschule Spiesen-Elversberg, der Rückbau an der Gemeinschaftsschule Illingen sowie zahlreiche Maßnahmen rund um die Digitalisierung. Der erste Teil der Generalsanierung des TGBBZ Neunkirchen wird nach dem Ende der Sommerferien abgeschlossen sein und die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule können sich auf moderne Unterrichtsräume freuen. Die ganze Schulgemeinschaft hatte in den letzten Jahren viele Unwegsamkeiten in Kauf genommen. Bauen im laufenden Schulbetrieb ist kein Vergnügen für alle Beteiligten, vielen Dank für die bisherige Geduld. Allerdings geht es jetzt mit einem weiteren Bauabschnitt weiter. Wir alle freuen uns auf das Endergebnis, das allerdings noch etwas dauern wird.

 

Am Nachmittag fand die 33. Verbandsversammlung des ZRF in Bexbach statt. Auch hier ging es um Investitionen rund um das Rettungswesen. Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Verbandsmitglieder sind alle saarländischen Landkreise und der Regionalverband Saarbrücken. Zur Finanzierung des Rettungsdienstes verhandelt der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung mit den Krankenkassenverbänden in jedem Jahr die Leistungspreise.

 

Am Mittwoch fanden erneut interne Abstimmungsgespräche, unter anderem zum Personalbedarf der Kreisverwaltung statt. Mittlerweile hat unsere Verwaltung über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Bedarf an Personal ist aufgrund gestiegener Aufgaben immer noch hoch. Allerdings ist es beim derzeitigen Arbeitsmarkt schwieriger geworden, geeignetes Personal zu finden. Dies ist eine Herausforderung für alle saarländischen Landkreise. Gerade die Digitalisierung in den Schulen macht einen erhöhten Personalbedarf notwendig. Am Nachmittag tagte der Aufsichtsrat der TNA Talsperren- und Grundwasser-Aufbereitungs- und Vertriebsgesellschaft, dessen Aufsichtsratsmitglied ich (als Verbandsvorsteher der WVO) bin.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Talsperre in Nonnweiler ist die Trinkwasserversorgung. Hierfür stehen 7 Mio. m³ zur Verfügung.
1 Mio. m³ bezieht die Verbandsgemeinde Hermeskeil. Lieferverträge bestehen mit dem Wasserzweckverband im Landkreis Birkenfeld zur Versorgung der Verbandsgemeinde Birkenfeld mit 1 Mio. und den Stadtwerken Idar-Oberstein mit 2,5 Mio. m³.
Ein Vertrag über die Lieferung von 3,1 Mio. m³ Wasser wurde mit der Talsperren- und Grundwasser-Aufbereitungs- und Vertriebsgesellschaft mbH (TNA) zur Versorgung der Landkreise St. Wendel und Neunkirchen geschlossen. (Quelle: Website)

In der Sitzung wurde der Jahresabschluss 2020 festgestellt und die Geschäftsführung entlastet.

 

Gestern Morgen fand eine Besprechung mit der saarländischen Sozialministerin Monika Bachmann bezüglich der Impf-Strategie und der aktuellen Corona-Lage statt. Glücklicherweise hat sich die Situation in den letzten Wochen deutlich entspannt. Allerdings ist die Gefahr der Pandemie noch lange nicht gebannt. Es ist nach wie vor wichtig, sich an die Hygieneregeln zu halten. Als Kreisverwaltung sind wir gut aufgestellt, auch mit Unterstützung externer Kräfte, wie der Bundeswehr, um unseren Beitrag weiterhin in der Pandemiebekämpfung zu leisten. Derzeit laufen die Vorbereitungen zum Abbau des Versorgungszentrums, das wir glücklicherweise nicht brauchten.

 

Am Nachmittag fand die Beerdigung von Landrat a.D. Dr. Rudolf Hinsberger statt.

 

Heute Morgen tauschte ich mich mit dem Oberbürgermeister und den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden zur aktuellen Corona-Lage aus. Diese Besprechung fand, wie gewohnt, per Video statt. Im Anschluss war ich dann im Nachbarlandkreis St Wendel zu Gast. Es trafen sich die Vertreter der beiden Aufgabenträger Landkreis St. Wendel und Zweckverband Personennahverkehr Saarland (ZPS) mit der Bietergemeinschaft der Verkehrsunternehmen Saar-Mobil (Püttlingen), Lay Reisen on Tour (Püttlingen) und Aloys Baron (Großrosseln), um den neuen Verkehrsvertrag für die Dauer von 10 Jahren mit Saar-Mobil zu besiegeln. Gemeinsam hatten der Landkreis St. Wendel und der ZPS eine europaweite Vergabe für 54 Buslinien für den gesamten Landkreis, unterteilt in die Linienbündel 1, 2 und 3, durchgeführt. Die Bietergemeinschaft der Unternehmen Saar-Mobil, Lay Reisen on Tour und Aloys Baron, hat hierbei das wirtschaftlichste Angebot eingereicht und den Zuschlag für alle drei Bündel erhalten. Die Bietergemeinschaft übernimmt die Verkehre im gesamten Landkreis St. Wendel ab 1. Januar 2022 bis zum 31. Dezember 2031. Ich, als Verbandsvorsteher, freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Saar-Mobil, denn die Fahrgäste stehen bei uns im Mittelpunkt. Deshalb ist es wichtig, einen starken Partner an der Seite zu haben, der auch in unerwarteten und schwierigen Situationen, wie der Pandemie, die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger sicherstellt. Das hat Saar-Mobil gemeinsam mit seinen Partnern bewiesen. In diesem Zusammenhang freue ich mich auch, dass die Tarifreform ab dem gestrigen Tag in Kraft getreten ist und den ÖPNV im Saarland nachhaltig attraktiver macht. Ich hoffe, dass die neuen, günstigeren Angebote wahrgenommen werden.

 

Von Sankt Wendel ging es nach Wiebelskirchen, wo der langjährige Leiter der Maximilian-Kolbe-Schule Walter Meiser an seinem Geburtstag in den Ruhestand verabschiedet wurde. Ich kenne Walter Meiser seit vielen Jahren und schätze die Zusammenarbeit. Als katholische Privatschule hat die Maximilian-Kolbe-Schule seit über vier Jahrzehnten ihren festen Platz im Schulangebot des Landkreises. Walter Meiser hat es verstanden, auch die soziale Prägung der Schule nach vorne zu bringen. So führt beispielsweise die Schule alle zwei Jahre ihre Solidaritätsaktion unter dem Motto „Kinder helfen Kindern“ durch und unterstützt zahlreiche Sozialprojekte. Ich wünsche Walter Meiser für seine neue Lebensphase alles Gute, vor allem viel Gesundheit. Seine Nachfolge wird Patric Busch antreten, den ich auch schon einige Jahre kenne. Er ist zurzeit stellvertretender Schulleiter unseres Illtal-Gymnasiums. Am Nachmittag besuchte ich gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten Tobias Hans den neu gestalteten Bahnhof der Stadt Ottweiler. Ich freue mich sehr, dass der Ministerpräsident seine Sommertour erneut im Landkreis Neunkirchen startet und heute den ganzen Tag in der Region unterwegs ist.

 

Morgen früh wird das großflächige Kunstwerk des renommierten Künstlers Hendrik Beikirch im Gedenken an Walter Bernstein der Öffentlichkeit übergeben. Es zeigt überlebensgroß den Schiffweiler Künstler, der dieses Jahr 120 Jahre alt geworden wäre und dessen Werk immer noch allgegenwärtig ist. Herzlichen Dank der Walter Bernstein Stiftung und den Sponsoren, unter anderem unserer Sparkasse Neunkirchen, die dieses Kunstwerk ermöglichten. Bereits vor zwei Jahren hat Hendrik Beikirch ein beeindruckendes Werk in unserer Kreisstadt geschaffen. Als Landrat bin ich stolz darauf, dass wir jetzt auf zwei Werke des bekannten Street Art Künstlers verweisen können. Am Dienstagabend hatte ich die Gelegenheit mich intensiv mit Hendrik Beikirch auszutauschen. Er zeigte sich sehr interessiert an unserer Region und schätzt regelmäßige Besuche im Saarland.

 

Die Werke von ihm in unserer Region sollten Sie sich nicht entgehen lassen, liebe Blogleserinnen Blogleser.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende! Bleiben Sie gesund!

Ihr Landrat Sören Meng