Scheinbarer Schritt in die Normalität

Weitere Lockerungen in der Corona Krise wurden Anfang der Woche umgesetzt. Auch unsere Schulen haben ihren Dienst wieder aufgenommen. Der Fahrplan der öffentlichen Verkehrsmittel ist wieder im Normalbetrieb. Heute wurde beschlossen, dass ab dem 18. Mai wieder die Hotel- und Gastronomiebetriebe öffnen dürfen.

Auf den ersten Blick scheint sich alles wieder auf die Vor- Corona- Zeit zurückzudrehen. Das ist allerdings nicht der Fall. Noch immer sind große Teile der Schüler zu Hause, die Kitas werden auch noch nicht geöffnet. Dies stellt viele Eltern vor eine Herausforderung. Die Infektionszahlen im Landkreis Neunkirchen und darüber hinaus sind deutlich rückläufig. Das ist das Ergebnis konsequenten Handelns und auch unserer entschlossenen Landesregierung. Die vergangenen Wochen werden große wirtschaftliche Schäden hinterlassen, aber das Wohl und die Gesundheit der Menschen standen bei allen Entscheidungen an erster Stelle. Solche Entscheidungen hat es global seit Kriegsende vor 75 Jahren wohl nicht mehr gegeben. Wir können stolz sein, auf das, was sich hier in letzten Wochen organisatorisch ereignet hat. Und das wichtigste: die Bürgerinnen und Bürger haben sich an die Vorgaben halten, auch wenn es gravierende Einschnitte in das bisher individuell gelebte Leben waren. Daher sind die Lockerungen, die wir gerade erleben, notwendig. Allerdings warne ich vor einer Sorglosigkeit. Hygieneregeln, das Einhalten von Abständen und das Tragen von Masken beim Erledigen der Dinge des Lebens außerhalb der eigenen vier Wände, werden das Ausbreiten des Virus weiter minimieren. Erst, wenn ein Impfstoff gefunden wurde und wir alle geimpft sind, ist die schwierige Lage zu Ende. Vorher nicht.

 

Am Mittwoch stellte ich gemeinsam mit dem Land und dem Diakonischen Klinikum Neunkirchen das eingerichtete Versorgungszentrum in der Seminarsporthalle vor. Auch um öffentlich klarzustellen: es ist derzeit nicht davon auszugehen, dass wir das Versorgungszentrum in Betrieb setzen, da die Kapazitäten in den Krankenhäusern ausreichen. Nur ein leichtsinniges Verhalten der Bürgerinnen und Bürger könnte diesen Zustand verändern. Daher werden wir das Versorgungszentrum erst dann auflösen und zurückbauen, wenn die Gefahr grundsätzlich gebannt ist.

Hier noch einige Infos zum Versorgungszentrum:

Die Planungshoheit des Zentrums oblag dem Landkreis Neunkirchen in Zusammenarbeit mit dem Diakonie Klinikum Neunkirchen. In enger Abstimmung hatten die Kreisverwaltung und das Krankenhaus als medizinischer Träger ein Konzept erstellt. Der Kreis war zuständig für die Schaffung der infrastrukturellen Voraussetzungen und erhielt hier Unterstützung von Einheiten des Katastrophenschutzes.

Rund 80 Ehrenamtliche aus Feuerwehr, THW, DRK, Notfallseelsorge sowie Verbindungsoffiziere der Bundeswehr haben in fünf Wochen das Versorgungszentrum geplant und aufgebaut. Während das THW mit großem technischen Knowhow die Arbeiten vor Ort erledigte, haben die übrigen Hilfskräfte im operativ-taktischen Stab die Planung und Beschaffung des benötigten Materials übernommen. Von Pflegebetten, über Sichtschutzwänden, Nachttische bis hin zur Verlegung von Stromkabeln und hygienegerechter Auskleidung der Sporthallen musste an vieles gedacht werden.

„Das Versorgungszentrum in Ottweiler stellt eine präventive Maßnahme zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung dar. Sollten die Krankenhauskapazitäten im Laufe der Pandemie erschöpft sein, können wir mit dem Versorgungszentrum eine weitere medizinische Betreuung garantieren“, erläuterte beim Termin Bernd Schnabel vom Sozialministerium.

Sollte diese Notwendigkeit eintreten, könnten wir binnen fünf Wochen mit dem Versorgungszentrum in Betrieb gehen. Insbesondere die Einrichtung einer medizinischen Sauerstoffversorgung beansprucht Zeit. Die Pläne für diese zweite Phase hat unser Team vom taktisch-operativen Stab gemeinsam mit dem Diakonie Klinikum erarbeitet, entsprechende Angebote wurden eingeholt.

Es war uns wichtig, auch in den Rahmenbedingungen einer Sporthalle eine sichere und unter natürlich schwierigen Umständen, medizinisch adäquate Patientenversorgung zu planen. So war uns z. B. wichtig, die Halle für die zu erwartend überwiegend geriatrischen Patienten mit regulären Pflegebetten auszustatten, um ein Wundliegen zu verhindern und auch die Atemfunktion durch eine halbsitzende Lagerung zu unterstützen. Weiterhin haben wir auch Sitzmöglichkeiten vorgesehen, um mobileren Patienten auch etwas mehr Selbständigkeit und Normalität zu ermöglichen, andererseits aber auch adäquate Möglichkeiten einer Notfallversorgung. „Um die geplanten max. 120 Personen auch mit geringer Personaldecke sicher überwachen zu können, haben wir uns bewusst gegen den fixen Aufbau von Einzelkabinen entschieden und setzen stattdessen auf flexible, mobile Trennwände zur Wahrung der Privatsphäre unserer Patienten“ führte Leo Schwarzkopf, Geschäftsführer des Diakonie Klinikums Neunkirchen gGmbH aus.

Von der Abfallentsorgung im laufenden Betrieb, über die Lagerung von Arzneimitteln, bis hin zu Brandschutzmaßnahmen- das Konzept berücksichtigt alle Notwendigkeiten. „Insbesondere die Installation einer Brandmeldeanlage sowie die Vorarbeiten für eine Sauerstoffversorgung waren eine Herausforderung“, erläuterte Kreisbrandinspekteur Michael Sieslack, der den operativ-taktischen Stab leitete.

„Die Kapazität des Versorgungszentrums Ottweiler liegt bei 120 Betten und kann im Bedarfsfall um 30 Bettkapazitäten erweitert werden“, so Alexander Koch, der die organisatorische Leitung von Seiten der Kreisverwaltung innehatte. Der Landkreis hat 120 Betten inklusive Matratzen und Bettlaken angeschafft und erhielt weitere Pflegebetten als Spende von Bürgerinnen und Bürgern. An dieser Stelle möchten wir uns  bei den Spendengebern bedanken. Daneben wurden die sanitären Anlagen um Dusch- sowie WC-Anlagen in Containerform ergänzt. Um die Containerlösung barrierefrei an das Sportzentrum zu integrieren, waren zuvor Aushubarbeiten erforderlich. Ebenso waren viele Kleinarbeiten im Bereich der Wegeführung erforderlich, um das Zentrum in einen „schwarz-weiß“ Bereich zu trennen. Hier konnte der Landkreis auf die Expertise seiner Baufachleute  setzen. Auch mussten Stromleitungen verlegt werden und Vorbereitungsarbeiten für eine mögliche Sauerstoffversorgung der Patienten getroffen werden. Ebenso wurden die beiden Sporthallen komplett mit Folie ausgekleidet, um die Hygienestandards während des Versorgungsbetriebes aber auch für die Zeit danach sicherzustellen. Da der Boden der Sporthalle erst kürzlich neu installiert wurde, wurde ein Schutzboden verlegt. 120 Betten mussten transportiert sowie aufgebaut werden. Sichtschutzwände mussten gebaut und installiert werden. „Diese aufwendigen Arbeiten wurden von rund 70 Helferinnen und Helfern des THW der Ortsverbände Illingen, Neunkirchen, Spiesen-Elversberg und Heusweiler ausgeführt. Unsere Hilfsorganisationen waren täglich im Einsatz und haben Beachtliches geleistet. Hier möchte ich meinen besonderen Dank aussprechen, ohne diese Unterstützung, wäre dies nicht möglich gewesen. Mein Dank gilt an dieser Stelle auch den saarländischen Unternehmen, die uns hier mit Materialspenden unterstützt haben. Die Einrichtung des Versorgungszentrums in der Phase 1 hat rund 218.000 Euro gekostet. In Phase 2 kämen weitere Kosten in Höhe von rund 480.000 Euro hinzu. Hier liegt eine Kostenzusage des Landes vor.

Ich erlebte in den vergangenen Tagen ein wenig mehr Alltag, als in den letzten Wochen. Am Montag und Donnerstag fanden die Vorstellungsgespräche für die Azubis und den Anwärter-(innen) für den gehobenen Verwaltungsdienst statt. Natürlich wurden alle Hygienemaßnahmen befolgt, die Bewerber saßen hinter einer Plexiglasscheibe, das Gespräch wurde per Video in einen größeren Raum übertragen. Mir war es wichtig, dass wir in den letzten Wochen unsere Vorstellungsgespräche konsequent durchgeführt haben, denn der Personalbedarf ist hoch und durch den im Dezember beschlossenen Stellenplan dokumentiert. Danke an dieser Stelle an die Mitglieder des Kreistages und meinem Team der Kreisverwaltung für die Unterstützung.

 

 

Am Dienstag fanden Aufsichtsratssitzungen der VSE statt. Dieser Sitzungsmarathon wurde per Videokonferenz durchgeführt – auch ein Novum in der VSE-Geschichte. Die VSE ist seit über 100 Jahren mit dem Saarland eng verwurzelt. An dem Unternehmen mit Sitz in Saarbrücken sind die innogy, das Saarland, Landkreise sowie Städte und Gemeinden beteiligt. Die VSE ist führender Infrastruktur- und Energiedienstleister, auch im Bereich nachhaltiger Entwicklung ist die VSE engagiert und unterstützt den Aufbau der erneuerbaren Energien.

Am Nachmittag tagte dann der Kreditausschuss der Sparkasse. Als Verwaltungsratsvorsitzender leite ich diese Sitzung, die ebenfalls per Telefon geführt wurde. Am Abend tauschte ich mich, gemeinsam mit der Kollegin/den Kollegen Landrätin/Landräten mit Ministerpräsident Tobias Hans aus. Wir erfuhren aus erster Hand die geplanten Maßnahmen zur Lockerung.

Ich möchte an dieser Stelle das besonnene Handeln unserer Landesregierung loben. Gemeinsam mit den Kreisen, den Städten und Gemeinden hat auch das Land die Maßnahmen transparent und mit großer Verantwortung vollzogen. Die sinkenden Infektionszahlen rechtfertigen die Lockerungen. Allerdings, das möchte ich an dieser Stelle betonen, ärgert es mich, wie leichtfertig manche Bürger die Ausgangsbeschränkungen bewerten. Es war sinnvoll, dass wir uns an die strengen Ausgangsbeschränkungen gehalten haben, denn so konnten wir unsere Gesundheit schützen. Jetzt ist die Lage eine andere, allerdings wäre es falsch, jetzt schon zur Normalität überzugehen. Wenn wir uns nicht schützen und leichtsinnig werden, drohen erneut Ausgangsbeschränkungen.

 

Am Mittwoch tauschte ich mich mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Klaus Häusler aus. Auch unsere WFG ist in der Krise ein gefragter und kompetenter Ansprechpartner. Es gibt von Seiten der Unternehmen viele Fragen zu den Unterstützungsprogrammen des Landes und des Bundes. Nicht wenigen Unternehmen wurde durch Corona ihre Grundlage entzogen. Da ist es besonders wichtig, dass sie unverzüglich beraten werden. Danke an dieser Stelle dem engagierten Team der WFG.

Nachmittags leitete ich als Aufsichtsratsvorsitzender die Sitzung unserer Beschäftigungsgesellschaft AQA. Der neue Geschäftsführer Stefan Gerber gab den Mitgliedern via Telefon einen Überblick über die aktuelle Lage der Gesellschaft. Leider dürfen aufgrund der Verordnungen bestimmte Maßnahmen nicht stattfinden, was natürlich finanzielle Mindereinnahmen für unsere Gesellschaft bedeuten. Neben dem monetären Aspekt ist es aber auch ein sozialer Verlust für die Maßnahmeteilnehmerinnen und Maßnahmeteilnehmer, denn die Maßnahmen strukturieren den Tag und stellen eine sinnvolle Beschäftigung dar. Ich hoffe, dass es auch in diesem Bereich Lockerungen geben wird. Andere Maßnahmen finden allerdings unter Einhaltung aller Hygieneregeln statt.

 

Heute Morgen tagte der Akademieausschuss des Sparkassenverbandes Saarland, dessen Mitglied ich bin, auch per Videokonferenz. Die Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe ist die gemeinsame Bildungsstätte und damit das Kompetenzcenter für Personalentwicklung der Sparkassen-Finanzgruppe Saar. Die Akademie versteht sich als kundenorientiertes Dienstleistungszentrum. Sie bietet den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der saarländischen Sparkassen, der SaarLB, LBS und SAARLAND Versicherungen das gesamte Spektrum zeitgemäßer Bildungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen an. Als Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Neunkirchen, aber auch als Verantwortlicher der Kreisverwaltung interessieren mich die Themen dieses Ausschusses besonders.

Heute Nachmittag kamen der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gemeinsam mit Ministerpräsident Tobias Hans und Ministerin Monika Bachmann unseren Landkreis, um ein Pflegeheim zu besuchen. Das Annaheim in Wiebelskirchen kenne ich besonders gut, hier informierte sich der Minister über die Hygienemaßnahmen und die Erfahrungen des Personals und der Bewohner in der Krise. Aus Infektionsgründen fand der Besuch im Außenbereich statt, auch um die Bewohner/-innen nicht zu gefährden. Ich nahm den Termin gemeinsam mit Oberbürgermeister Jörg Aumann und dem Ortsvorsteher Rolf Altpeter wahr.

Noch ein paar Worte zu einem denkwürdigen Tag, dem 8. Mai, dem 75. Jahrestag des Kriegsende des zweiten Weltkrieges. Hier haben wir gemeinsam mit der Kreisstadt einen kleinen Filmbeitrag fürs Internet realisiert, vielen Dank, lieber Jörg Aumann für diese Initiative:

Heute jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa zum 75. Mal. Wir können dankbar sein, zu einer Generation zu gehören, die in Frieden leben kann. Die Zeitzeugen werden weniger und gerade deshalb es ist wichtig, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, zu was Hass und Gewalt führen können. Das sollte uns heute auch wachsam werden lassen. Wann fangen Diskriminierung und Faschismus an? Wir alle haben in den letzten Wochen gelernt, wie fragil unsere Grundordnung ist und das wir dankbar sein können, in einem demokratisch geführten Land zu leben. 75 Jahre Kriegsende – die Gedanken sind bei den Millionen Toten, bei den Familien, die zerrissen wurden. Ich denke an den unvergessenen Alex Deutsch, der seine Familie verlor und der sich bis zu seinem Lebensende gegen Gewalt und Hass engagierte. Auch nach fast acht Jahrzehnten müssen wir wachsam sein, mit unseren Kindern reden und aus der Geschichte lernen. Ich möchte  Max Mannheimer, der den Holocaust überlebte, zitieren: „Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“

 

Ich wünsche Ihnen ein schönes, erholsames Wochenende!

Bleiben Sie gesund und halten Sie Abstand!

Ihr Landrat Sören Meng