Mein Jahresendblog in bewegten Zeiten

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

dieses ist der letzte Blog im Jahr 2020. Auch dieses Jahr habe ich, nunmehr seit fünf Jahren, jede Woche mit Ausnahme meines Urlaubes über meinen Arbeitsalltag als Landrat berichtet. Zugegebenermaßen war diesen diesem Jahr etwas schwieriger, als sonst. Lebt mein Blog normalerweise von der großen Vielfalt der Themen, die ich bearbeiten darf, waren die Blogs in diesem Jahr geprägt von dem Geschehen rund um Covid 19. Nachdem die ersten zwei Monate noch „normal“ verliefen, geriet unsere Gesellschaft ab März in den Krisenmodus. In der ersten Zeit ging es in erster Linie um organisatorische Herausforderungen, die ich mit meinem Team der Kreisverwaltung meistern musste. Es fehlte an Hygienematerial, an Masken und Handreichungen. Wir alle konnten auf diese Herausforderungen nicht vorbereitet sein und dennoch zeigte sich eindrucksvoll, zu was eine solidarische Gesellschaft imstande sein kann. Das Zusammenspiel zwischen Bund, Land, Kreis und Kommune stimmte von Anfang an. Lösungsorientiert hieß das Zauberwort, das uns durch die ersten Wochen der Pandemie trug. Ich erlebte in dieser Zeit so viele Menschen, die im Haupt und im Ehrenamt über sich hinaus wuchsen, um ihren Beitrag für die Gesundheit in unserem Landkreis zu leisten. Das war eine Mammutaufgabe, die angenommen wurde. Gemeinsam mit vielen ehrenamtlich Tätigen in den Hilfsorganisationen bauten wir in der Seminarsporthalle ein Versorgungszentrum. Es wird noch immer aufrechterhalten, denn sollten die Zahlen weiterhin extrem nach oben gehen, bestünde die Gefahr, dass die Kapazitäten in den Krankenhäusern nicht mehr ausreichen würden. Dann müssten die Versorgungszentren geöffnet werden. Allerdings, darauf lege ich an dieser Stelle großen Wert, ist derzeit ein solches Szenario nicht absehbar.

 Nach dem ersten Lockdown und der Verbesserung der Infektionszahlen kehrte wieder ein kleines Stück Normalität ein. Die Gastronomie öffnete unter besonderen Bedingungen und auch Kultur war in einem bescheidenen Maß wieder möglich. Beispielsweise erwähne ich hier die Musikpicknicke und Freizeitzentrum Finkenrech und die Autokinoveranstaltungen rund um den Erlebnisort Reden. Leider nahmen viele mit Menschen die Gefahr durch Corona nicht ernst genug und so verbreitete sich das Virus erneut. Seit Oktober gehen die Zahlen wieder stark nach oben, das Wort Inzidenz, dass ich bis dato noch nicht kannte, ist längst ein geflügeltes Wort geworden und sagt viel über die Infektionslage im jeweiligen Landkreis aus. Mittlerweile haben wir gemeinsam mit den Landkreisen Sankt Wendel und Saarpfalz ein Impfzentrum im ehemaligen Praktiker Baumarkt in Neunkirchen-Sinnerthal aufgebaut. Ich gehe davon aus, dass dieses Zentrum zum Jahresbeginn startet.

Neben der Coronalage ging ein Großteil meiner Arbeit natürlich weiter. Sitzungen wurden per Video abgehalten, Absprachen per Telefon getroffen. Was anfangs noch fremd und ungewohnt war, ist mittlerweile tägliche Praxis. Auch dies ist eine Lehre aus dieser Zeit. Wir sollten alle unsere Gewohnheiten und Sitzungsrituale hinterfragen. Ist es wirklich sinnvoll, für eine halbe Stunde nach Saarbrücken zu fahren, wenn der gleiche Termin sich auch per Video umsetzen ließ? Ich hoffe, diese Gedanken werden wir uns erneut machen, wenn der Alltag wieder normal ist. Es wird viel über nachhaltiges Handeln geredet, auch ein ressourcenschonendes Terminmanagement würde hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Was hat uns dieses Jahr gezeigt? Hier kommt mir der Begriff Demut in den Sinn.

Dieses alte Wort bedeutet, dass man sich selbst nicht so wichtig nehmen sollte und stattdessen etwas für die Gemeinschaft tut. Demut heißt auch dankbar zu sein, was andere für uns tun. So denke ich, während ich diese Zeilen schreibe, an Menschen, die ganz selbstverständlich haupt- und ehrenamtlich seit Monaten alles tun, um uns durch diese Zeiten zu bringen. Menschen, die ihre Unterstützung unserer Verwaltung anboten und einfach da waren, als man nicht damit rechnete.

 

Herbert Grönemeyer hat dies wunderbar formuliert:

„Sie sind die Helden dieser Zeiten, unsere Rückgrate, unser Stand,

trauen sich ihre Grenzen weit zu überschreiten, für Dich und mich, nehmen dieses Land in ihre Hand.

Sie arzten, pflegen, transportieren, kassieren, retten forschen, schützen ziehen,

sorgen für das Morgen, sind unser Lebenskoffein.“

 

Die Krise, so gibt uns Papst Franziskus auf den Weg, ist ein Alarmzeichen, das uns zum Nachdenken führt, wo die tieferen Wurzeln liegen, die uns Halt geben mitten im Sturm.

 

Jeder wird das Jahr in wenigen Tagen bilanzieren, beruflich und privat.

Der Landkreis hat auch 2020, trotz aller unvorhersehbaren Herausforderungen, einiges für seine Bürgerinnen und Bürgerinnen getan, sei es im gesundheitlichen und  sozialen Bereich, sei es als Schulträger mit der Digitalisierung seiner Schulen, mit richtungsweisenden Investitionen, die der Kreistag auf den Weg gebracht hat.

 

Das Ganze ist eine Gemeinschaftsleistung. Ich danke allen für die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit.

Trotz aller Herausforderungen wünsche ich eine kraftgebende Weihnachtszeit, verbunden mit der Hoffnung auf ein positiveres Jahr 2021. 

Bleiben Sie gesund! Bis bald!

Ihr Landrat Sören Meng