Im Gedenken an dunkle Zeiten

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

diesem Blog stelle ich einige Gedanken voraus, die ich heute bereits veröffentlicht habe. Heute ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.

Der Holocaust, auch die Schoah genannt, steht sinnbildlich für die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte. In perfider Perfektion versuchten die Nationalsozialisten durch gezielte Tötungsaktionen, jüdisches Leben in Deutschland zu vernichten. Auch die tiefen Spuren, die jüdische Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler, Philosophen und Staatsmänner in der deutschen Geschichte und Kultur hinterließen, sollten so getilgt werden. Schätzungsweise sechs Millionen Juden wurden aus Deutschland und den von Deutschland besetzten oder annektierten Gebieten in Konzentrations- und Arbeitslager verschleppt. Unter menschenunwürdigen Bedingungen mussten sie, nur mit kargen Nahrungsmittelrationen versorgt, teils schwerste körperliche Arbeit verrichten. Hierbei waren sie oft Schikanen und Folter durch sadistisches Wachpersonal ausgesetzt. Ließ ihre Arbeitskraft nach, oder war ihr Leben für die Nationalsozialisten in materieller Hinsicht wertlos, wartete die Gaskammer.

Diese gezielte Massenvernichtung Angehöriger jüdischen Glaubens ist kaum 80 Jahre her. Unsägliche Gräueltaten wurden in den zwölf Jahren des Tausendjährigen Reiches begangen. Leider traten auch in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren wieder unverhohlen Hass und Hetze zu Tage. Als Gesellschaft sind wir gefordert, uns mit all unseren Kräften wider das Vergessen einzusetzen. Denn nur durch die aktive Erinnerung können wir verhindern, dass sich solches Unrecht, solch unsägliches Verbrechen an der Menschheit wiederholt.

Bei dem Begriff Holocaust denke ich auch immer an Alex Deutsch, mit dem ich sehr verbunden war. Er wurde 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo seine Frau Thea und sein zweijähriger Sohn Dennis ermordet wurden. 1945 gelang ihm schließlich die Flucht, die ihn nach einer langen Odyssee nach New York zu seinem Bruder führte. Viele Jahre konnte er nach diesen traumatischen Erfahrungen keinen deutschen Boden mehr betreten. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland, genauer gesagt in meinen Heimatort Wiebelskirchen, hatte er sich der Erinnerungsarbeit verschrieben. Um sein Lebenswerk weiterzuführen, wurde die Alex-Deutsch-Stiftung gegründet und wird regelmäßig der Alex-Deutsch-Preis verliehen. Als Zeitzeuge berichtete er in Schulklassen über sein Schicksal als deutscher Jude während der Zeit des Nationalsozialismus. Alex Deutsch starb siebenundneunzigjährig im Jahr 2011. In seinem Gedenken appelliere ich an Sie alle mit seinen Worten: "Lasst euch nicht hineintreiben in Hass und Gewalt gegen andere Menschen. Lebt miteinander nicht gegeneinander!" 

Diese Zeilen schreibe ich auch in Gedanken an die vielen wehrlosen Opfer, die immer wieder Kriege hervorbringen wie aktuell in der Ukraine. Ich möchte mir zur Außenpolitik keine Meinung anmaßen, allerdings bin ich in Sorge, da Europa immer stärker in das Kriegsgeschehen verwickelt wird, jetzt auch durch deutsche Panzerlieferungen. Hoffen wir alle auf Frieden!

Doch jetzt zu meiner Arbeitswoche:

Der Montagmorgen begann mit dem verwaltungsinternen Jour-Fixe, in dem neben aktuellen Terminen auch Themen der einzelnen Dezernate besprochen wurden. Dieser Jour-Fixe wurde online durchgeführt. Apropos online: Ich lege großen Wert darauf, dass wir weiterhin online Meetings durchführen. Sie sind, je nach Themenspektrum, sehr effizient und sparen Ressourcen, d. h. wiederum nicht, dass ich auf Präsenztermine verzichten möchte.

Im Anschluss standen zahlreiche interne Termine auf meiner Agenda. Dazu gehörten auch Themen der IT-Sicherheit und der Digitalisierung. Am Abend tagte die SPD Kreistagsfraktion, an deren Sitzung ich teilnahm.

Am Dienstag war ich in Dienstgebäuden des Landkreises unterwegs, um mich mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auszutauschen. Diese Möglichkeit zur Kommunikation war leider durch die Pandemie über zwei Jahren nicht gegeben. Immer, wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich die einzelnen Dienstgebäude aufsuchen. Durch meine Besuche erhalte ich auch ständig einen guten Überblick über die Herausforderungen, mit der unsere Kreisverwaltung umgehen muss. Am Mittag tauschte ich mich mit dem neuen Geschäftsführer des diakonischen Werkes an der Saar Pfarrer Matthias Ewelt aus. Herr Ewelt hat die Nachfolge des ausgeschiedenen Geschäftsführers Pfarrer Udo Blank im Oktober letzten Jahres angetreten. Matthias Ewelt war zuletzt Theologischer Vorstand der Stadtmission Nürnberg und der Diakonie Erlangen. Er leitete zudem die Bezirksstellen des Diakonischen Werks Bayern in den Dekanatsbezirken Nürnberg und Erlangen und bringt Erfahrungen aus der Gremienarbeit und verschiedenen Beiräten mit. Er ergänzt die Geschäftsführung der Diakonie Saar aus Anne Fennel und Oliver Kremp-Mohr. In unserem Gespräch gab es viele Anknüpfungspunkte, da der Landkreis Neunkirchen seit Jahrzehnten durch Projekte mit der Diakonie eng verbunden ist.

Danach ging es für mich nach Saarbrücken, wo im Landtag des Saarlandes eine besondere Ausstellung stattfand. Ich hatte bereits im letzten Blog darauf hingewiesen:
Im April vergangenen Jahres verstarb der japanisch-saarländische Künstler Seiji Kimoto im Alter von 85 Jahren. Sein Lebenswerk widmete er der Erinnerungskultur gegen den Nationalsozialismus und der Völkerverständigung. Angesichts der Gewalt, die derzeit im Ukraine-Krieg und in vielen weiteren Kriegsgebieten dieser Welt herrscht, sind Unmenschlichkeit und Unterdrückung ein sehr aktuelles Thema.

Im Fraktionsgebäude mahnt gegenüber dem Eingang zum Großen Sitzungssaal ein großes Wandobjekt, geschaffen von Seiji Kimoto, gegen das Vergessen. In dieser Ausstellung werden weitere Plastiken aus Kimotos Zyklus „Macht und Ohnmacht" präsentiert. Diese Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit dem Historischen Museum Saar und der Städtischen Galerie Neunkirchen. Neben Redebeiträgen der Landtagspräsidentin und dem Leiter des historischen Museums Simon Matzerath erinnerte Ursula Kimoto an das Werk ihres Mannes und erzählte Hintergründe zur Entstehung der Werke. Beeindruckend war auch die musikalische Umrahmung durch Martin Weinert und Daniel Weber. Herzlichen Dank für die Würdigung dieses besonderen Künstlers aus unserer Region.

Die Ausstellung ist noch bis 7. März zu sehen.

Am Mittwoch tauschte ich mich mit der Gleichstellungsbeauftragten Heike Neurohr-Kleer zu verschiedenen Themen aus. Anschließend besuchte ich die Firma MAT Foundries Europe in Neunkirchen. Der Geschäftsführer des Standortes und CEO der MAT Europe, Ingo Bitzer, stellte das weltweit operierende Unternehmen vor und zeigte anhand einer kurzweiligen Präsentation, wie er sich mit seinem Team auf die Herausforderungen und Änderungen der Zukunft vorbereitet. 1978 im Ochsenwald entstanden und bei den Neunkirchern immer noch als „Columbus“ bekannt, verfügt die MAT Foundries Europe mittlerweile über mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Fertigung sicherheitsrelevanter Gussteile für die Pkw- und Nutzfahrzeugindustrie. Jedes Jahr werden in über 30 Millionen Fahrzeugen weltweit Teile der Mat Foundries Group eingebaut. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung durfte ich gemeinsam mit WFG-Geschäftsführer Klaus Häusler die eindrucksvollen Arbeiten in der Gießerei besichtigen, wo bei 1400°C zahlreiche Produkte von Bremsscheiben bis Differenzialgehäuse gefertigt werden. Dieses weltweit agierende Unternehmen mitten in unserem Landkreis recycelt bereits heute über 75% der anfallenden Wertstoffe und ist bemüht, seinen CO2-Footprint so gering wie möglich zu gestalten.

Am Nachmittag tauschte ich mich rund um das Thema Katastrophenschutz mit dem Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Neunkirchen Thomas Dräger-Pitz und meinem Stabsstellenleiter Alexander Koch aus. Ich brauche an dieser Stelle nicht zu erwähnen, wie wichtig der Katastrophenschutz auch für den Landkreis Neunkirchen ist. Hier ist eine Vernetzung mit der Polizei eine wichtige Grundlage unserer Arbeit. Ich nutzte die Gelegenheit, die künftige strategische Ausrichtung des Katastrophenschutzes zu skizzieren.

Gestern Morgen überreichte ich einem Beamten die beamtenrechtliche Urkunde. Im Anschluss beschäftigte ich mich mit der Digitalisierung der Schulen und tauschte mich mit der Dezernentin Alexandra Wagner, dem Sachgebietsleiter Dominik Papa und dem Geschäftsführenden Beamten Volker Federkeil aus. Wir sind in diesem Bereich in den letzten beiden Jahren ein großes Stück weiterkommen. Wir wollen alle Schulen des Landkreises in unserer Trägerschaft bis Ende des Jahres digitalisiert haben, dies ist in Zeiten des Fachkräftemangels keine leichte Aufgabe. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es mein Team schaffen wird. Herzlichen Dank allen für ihr Engagement!

 Am Nachmittag fand die erste Sitzung des Kreisausschusses für dieses Jahr statt. Im öffentlichen Teil ging es unter anderem um einen Zuschuss zur Fortführung des Sprachunterrichts für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Auch wurden Zuschüsse an das Diakonische Werk für verschiedene Sozialprojekte freigegeben. Unter anderem fördert der Landkreis Neunkirchen das Sozialkaufhaus Neunkirchen mit rund 20.000 € pro Jahr. Auch Beschäftigungsmaßnahmen zur Weiterführung der Möbel- und Kleiderbörse Neunkirchen wurden auf den Weg gebracht. Diese Projekte sind sozialpolitisch sehr wichtig, auf der einen Seite bringen sie Langzeitarbeitslose Menschen in Arbeit, gleichzeitig sind diese Einrichtungen für bedürftige Menschen sehr wichtig, denn diese können Kleider und Gegenstände des Alltags günstig erwerben. Damit sind diese Einrichtungen auch nachhaltig, weil gute Produkte nicht entsorgt, sondern einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Heute Morgen hatte ich zahlreiche Besprechungen, in diesen ging es unter anderem auch um arbeitsrechtliche Belange.

Liebe Blogleserinnen und Blogleser, eine abwechslungsreiche Woche geht zu Ende.

Ich wünsche Ihnen schönes, erholsames Wochenende!

Ihr Landrat Sören Meng