Erste Woche im Frühling

Es ist auf der einen Seite eine kuriose Situation. Wir alle nehmen die Schönheit des Frühlings mit allen Sinnen wahr, auf der anderen Seite erleben wir dieses Corona-Szenario. Das kommt mir manchmal surreal vor, aber wir sind mittendrin. Frühling ist für mich immer die Zeit der Hoffnung, die Zeit, die Zukunft schafft, die wachsen lässt. Mit diesem Optimismus sollten wir in die kommenden Monate gehen. Die Corona-Lage bleibt angespannt, im Landkreis Neunkirchen sind die Zahlen wieder über die 100er Inzidenz gestiegen. Das liegt in erster Linie an den Mutationen, die zunehmen und die deutlich ansteckender sind. Beengter, stark besiedelter Wohnraum trägt leider zur Verbreitung bei. Das bereitet mir Sorge. Auf der anderen Seite nehmen die Impfungen zu. Auch die Möglichkeit zu Testungen wird weiter ausgebaut.

Unser Ministerpräsident Tobias Hans hat gestern eine Öffnungshoffnung nach Ostern beschrieben. In Kombination mit Testungen und natürlich dem Einhalten der Hygiene- und Abstandsregeln, könnten wir uns wieder Richtung Normalität entwickeln. Ich kann viele Bürger verstehen, wir wollen unser altes Leben zurück, allerdings zeichnen die steigenden Zahlen ein anderes Bild. Daher müssen wir weiter sehr achtsam sein, denn die Mutationen sind gefährlich.

Doch zurück zu meiner Woche: Sie war sehr terminreich und wurde geprägt von unzähligen Videokonferenzen. Los ging es mit dem verwaltungsinternen Jour fixe und zahlreichen Online-Rücksprachen. Am Nachmittag war ich gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Andreas Feld, dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Klaus Häusler und dem Regionalbeauftragten unserer Regionalmarke Willi Walter in Eppelborn in der Lokalität „Stellwerk 13“, die natürlich zurzeit geschlossen ist. Julian Schommer stellte uns sein selbstgebautes Bier mit dem Namen „Eppels“ vor. Herr Schommer wird mit seinem Produkt Partner unserer Regionalmarke, das Bier gibt es bereits zu kaufen. Hier der passende Link:  www.stellwerk13.de/eppels/

Ich freue mich sehr, dass unsere Regionalmarke so gut angenommen wird. Klaus Häusler und Willi Walter gestalten zurzeit im Landkreis leerstehende Ladenlokale, um auf die Produktvielfalt unserer Regionalmarke hinzuweisen – eine tolle Initiative!

Am Dienstag fand die Besprechung mit dem Oberbürgermeister und den Bürgermeistern zu aktuellen Themen statt. Im Anschluss war ich am Erlebnisort Reden. Oben auf dem Gelände informierte ich, gemeinsam mit Michael Friemel und Marcel Lutz-Binder, darüber, dass auch 2021 aufgrund der Lage keine „Sommeralm“ stattfinden wird. Wir haben es uns mit dieser Entscheidung nicht leicht gemacht, aber die Pandemie lässt eine solche Veranstaltung nicht zu. Allerdings wollen wir dann im nächsten Jahr so richtig durchstarten. Wenn es wieder möglich ist, wird unsere Tourismus- und Kulturzentrale dafür sorgen, dass es trotzdem ein Programm auf der Halde geben wird. Wie das aussehen wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Drücken wir die Daumen!

Am Nachmittag fanden Vorstellungsgespräche für Anwärter für den gehobenen Verwaltungsdienst statt. Hier ist es mir immer sehr wichtig, dass ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zukunft, gemeinsam mit den Vertretern des Kreistages einstelle.

Am Mittwoch tauschte ich mich mit der Bürgermeisterin Lisa Hensler zu aktuellen Investitionen im Bereich der Kitas aus. Die Kreisstadt hat in den letzten Jahren verstärkt investiert. Der Landkreis trägt einen Teil der Investitions- und Personalkosten. Apropos Kitas: Gemeinsam mit der Gemeinde Eppelborn beabsichtigen wir eine zusätzliche Kita Gruppe am geplanten Kindergarten in Humes einzurichten, um dem hohen Bedarf an Kitaplätzen gerecht zu werden. Mit dieser Thematik werden sich zeitnah die Kreisgremien beschäftigen.

Im Anschluss fand eine Besprechung der Landräte rund um das Thema „Medienausleihe- Digitalisierung in der Schule“ statt. Das Thema beschäftigt uns alle seit geraumer Zeit und hat gerade im Zeitalter des „Homeschoolings“ deutlich an Fahrt aufgenommen. Ich habe an dieser Stelle schon oft über unsere Investitionen in diesem Bereich berichtet. Am Nachmittag stellte ich gemeinsam mit Oberbürgermeister Jörg Aumann, Bürgermeisterin Lisa Hensler, WFG-Geschäftsführer Klaus Häusler und der Saarpark-Center Managerin Nicole Keller die „luca-App“ vor.

Die Kreisverwaltung verfügt ab sofort über das Zertifikat für die „luca“-App. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Optimierung unserer Arbeit in der Kontaktnachverfolgung. Wenn in den nächsten Wochen Maßnahmen gelockert und weitere Öffnungsschritte vereinbart werden, ist es wichtig, das Infektionsgeschehen und die Kontaktnachverfolgung weiterhin sicherzustellen. Wir sorgen vor, um zu gegebener Zeit gerüstet zu sein. Das setzt voraus, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sowie das Gewerbe und der Handel „luca“ nutzen. Die App dient dazu, Kontakte und Verweildauern zu dokumentieren, etwa in Geschäften, Gastronomiebetrieben, Friseursalons, Kirchen oder im privaten Bereich. Der Landkreis Neunkirchen ist der erste saarländische Landkreis, der die „Luca-App“ nutzt. Die App lebt von einer breitflächigen Nutzung in der Bevölkerung, hierbei ist es nun wichtig, dass man sich mit der App auseinander setzt. Für ältere Personen ohne Smartphone wird es entsprechende Schlüsselanhänger geben. Wir haben ausreichend Schlüsselanhänger bestellt und werden diese kostenlos zur Verfügung stellen. Aufgrund der großen bundesweiten Resonanz gibt es derzeit Wartezeiten bei der Lieferung. Sobald die Anhänger im Landkreis Neunkirchen angekommen sind, können sie in allen Rathäusern im Landkreis Neunkirchen abgeholt werden. „luca“ ist Teil einer Gesamtstrategie. Hierzu gehören viele Bausteine wie die Maskenpflicht, Hygienekonzepte sowie unsere Impf- und Teststrategie. Für den Fall, dass es trotzdem zu Infektionen kommt, kann die App die Nachverfolgung von Kontakten deutlich erleichtern. Mecklenburg-Vorpommern hat als erstes deutsches Bundesland die Lizenz für die Nutzung der „luca-App“ gekauft, in Rheinland-Pfalz ist aktuell ebenfalls eine landesweite Nutzung auf dem Wege. Es wäre wichtig, wenn wir dies auch im Saarland schaffen würden.

Gestern Morgen übergab ich einer Mitarbeiterin ihre Urkunde zur Lebenszeitverbeamtung. Im Anschluss tagten die Gremien unserer Wasserversorgung Ost Saar. Danach stand ich dem Saarländischen Rundfunk rund um die „luca App“ Rede und Antwort, weitere Interviews schlossen sich an.

Der Abschluss meines Arbeitstages stellte die Leitung des TKN Werksausschusses dar. Christian Rau konnte über vielfältige Maßnahmen berichten. Die TKN hat trotz der Corona-Pandemie viele Aktivitäten mit Partnerbetrieben und Gastronomen in den sozialen Medien platziert. Auch für dieses Jahr wird es einige Aktionen geben. Inwieweit alles wie geplant durchgeführt werden kann, ist noch offen. Ich würde natürlich an dieser Stelle berichten.

Heute Morgen hatte ich einen Termin, fast wie vor der Corona-Zeit. Der saarländische Maler Walter Bernstein, der in Schiffweiler lebte und arbeitete, starb vor 40 Jahren. Er wurde heute postum zum Ehrenbürger der Gemeinde bestimmt. Darüber hinaus stellte die Förderstiftung die geplanten Aktivitäten für 2021 vor. Ursprünglich war ein großer Festakt geplant, pandemiegerecht fand die Verleihung in kleinem Rahmen statt. In meinem Redebeitrag würdigte ich das Schaffen des außerordentlichen Künstlers, der in unserem Kreis viele Spuren hinterlassen hat.

„Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden.“

Dieses Zitat des Philosophen Jean Paul passt gut zum heutigen Anlass.

Vor 40 Jahren verließ ein für den Landkreis bedeutender Künstler diese Welt –  sein Vermächtnis lebt weiter.

„Kunst lehrt Sehen und Verstehen“, heißt es in einem Sprichwort und Walter Bernstein verstand es in den Jahrzehnten seines unermüdlichen Schaffens, seine Region zu porträtieren – dies allerdings nicht nur im plakativen Sinn, er ließ die Menschen, die die Arbeit geprägt haben, zu Kunstwerken werden.

Heute, in der Zeit von Instagram und Facebook, ist es etwas Normales, Alltagssituationen darzustellen. Mit seiner Kunst war Walter Bernstein schon vor Jahrzehnten ein Influencer, lange bevor es diesen Begriff gab.

Das macht ihn aus meiner Sicht zu etwas Besonderem. Er wird als Mensch beschrieben, dem andere Menschen gerne begegneten. Wie wichtig die persönliche Begegnung für uns Menschen ist, erleben wir seit über einem Jahr, da das Begegnen eingeschränkt ist.

Diese Begegnungen lösten in dem Künstler etwas aus, sie förderten die Kreativität. Ich selbst besitze einige Werke von ihm. Für eine kleine Zeichnung, die kurz vor seinem Tod entstand, nahm er sich die Inspiration aus dem Fernsehen – das zeigt allerdings, wie wichtig er auf Impulse von außen setzte.

Unvergessen machen ihn seine Industriebilder und Menschenporträts, aber auch seine Landschaften zeigen seine einmalige Handschrift.

2021 ist das „Bernstein-Jahr“. Tolle Ideen, Kooperationen sind entstanden, um überregional an das Werk zu erinnern und gleichzeitig seine Kunst in den Mittelpunkt zu rücken.

Herzlichen Dank dem Motor der Bewegung Roman Uwer, der andere begeistern kann und nicht locker lässt, wenn es um Walter Bernstein geht. Danke auch an die zahlreichen Sponsoren, die uns dieses besondere Jahr mit ermöglichen.

Walter Bernstein hat es verdient.

Denn wie Dr. Jürgen Ecker in seinem durch den Landkreis und die Sparkasse realisierten Buch über Walter Bernstein befindet: „Walter Bernstein interessierte sich nicht nur für Industrie- und Landschaftsentwürfe, sondern vor allem für Lebensentwürfe. Mit seinem Blick auf den Menschen und auf Menschenbilder war er ein Interpret der Nöte und Notwendigkeiten“

Und für diesen Blick, den wir alle bewahren wollen, sind wir dankbar.

Liebe Blogleserinnen und Blogleser, mit diesen Zeilen verabschiede ich mich für einige Tage und werde am kommenden Freitag keinen Blog veröffentlichen. Mich vertritt die erste Kreisbeigeordnete Daniela Feld. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein erholsames Osterfest. Bleiben Sie gesund!

Ihr Landrat Sören Meng