Besondere Zeiten

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

was haben wir für Zeiten. Kürzlich las ich aus meinen ersten Aufzeichnungen als Landrat und dachte mir, wie übersichtlich 2016 alles begonnen hatte. Fünf Jahre später sind wir in den wilden Zwanzigern angekommen. Was ich so locker formuliere, meine ich leider nicht so. Seit 2020 ist die Welt nicht mehr dieselbe. Corona hat uns immer noch alle im Griff, auch wenn sich die Situation entschärft hat. Allerdings steigen auch im Landkreis Neunkirchen seit Tagen die Zahlen. Glücklicherweise ist das Impfangebot gut. Leider stelle ich fest, dass einige Bürgerinnen und Bürger sich nicht impfen lassen. Ich persönlich habe hierfür keinerlei Verständnis. Nur eine Impfung hilft, uns aus dieser belastenden Situation zu befreien. Für mich ist der Gang zum Impfzentrum oder zum Arzt ein Akt der Solidarität, der Menschenleben rettet. Ich habe mich heute Morgen mit dem Leiter unseres Gesundheitsamtes unterhalten und erfahren, dass es gerade die Reiserückkehrer sind, die das Infektionsgeschehen bestimmen. Deshalb, liebe Bürgerinnen und Bürger, seien Sie umsichtig, achten Sie auf die Hygiene- und Abstandsregeln - sie sind nach wie vor wichtig, denn wir alle wollen keine vierte Welle.

Corona hätte sicherlich schon gereicht, seit vergangener Woche hat ein schweres Unwetter Teile Deutschlands verwüstet. Ich habe mit einigen Einsatzhelferinnen und Einsatzhelfern gesprochen, sie reden von kriegsähnlichen Zuständen, von Zerstörungen kaum vorstellbaren Ausmaßes. Es wird Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern, bis diese Schäden beseitigt sind. Ich meine an dieser Stelle die äußeren Schäden. Die Menschen, die alles verloren haben, werden diese Tage niemals vergessen. Meine Gedanken sind auch bei den Menschen, die Angehörige, Freunde und Bekannte verloren haben. Hier fehlen mir die Worte, diese Situation zu beschreiben. Umso schöner ist es zu erfahren, wie viele Menschen solidarisch mit den Opfern sind. In Windeseile wurden erhebliche Spenden gesammelt, wurde vor Ort vieles bewegt, wird sich gekümmert. Auch Einheiten aus dem Landkreis Neunkirchen sind nonstop im Einsatz, um zu helfen. Am Dienstag verabschiedete ich eine Delegation der Feuerwehr, gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Andreas Feld, ins Krisengebiet. Hier wird jede Hilfe gebraucht, damit man die Situation in den Griff bekommt. Auch Einheiten des Deutschen Roten Kreuzes, des THWs, der DLRG und weiteren Hilfsorganisationen tun ihr Bestes, ihren Beitrag zu leisten. Danke allen für ihr großes Engagement.Die Frage, die man sich stellen muss, ist, wie es bei uns im Landkreis um dem Katastrophenschutz bestellt ist. Der Landkreis selbst ist untere Katastrophenschutzbehörde. Mit dem Stabsstellenleiter Alexander Koch bin ich nonstop im Gespräch. Auch vor der Schadenslage haben wir schon einiges auf den Weg gebracht. Das wird allerdings nicht reichen, hier bin ich zuversichtlich, mit Unterstützung der Politik in der nächsten Zeit den Katastrophenschutz im Landkreis weiter auszubauen, wohlwissend, dass eine Katastrophe, wie wir sie gerade in Rheinland-Pfalz erleben, selbst bei bester Ausstattung nicht zu beherrschen wäre. Allerdings müssen wir unsere Alarmsysteme und Kommunikationswege für die Zukunft neu überdenken.

 

Am Montag fand ein Gespräch mit der Gemeinde Schiffweiler, der Tourismus- und Kulturzentrale und mir zur Weiterentwicklung des Erlebnisortes Reden statt. Hier wollen wir in Kürze einen gemeinsamen Zweckverband gründen, um den Aufgaben der Zukunft gewachsen zu sein und das touristische Potenzial des Standortes auszubauen. Das Land hat Investitionsmittel zugesagt, auch Gemeinde und Landkreis werden sich hier finanziell deutlich engagieren.Am Nachmittag unterzeichnete ich einen Vertrag zum Haus des Jugendrechts mit dem Staatssekretär der Justiz Roland Theis und dem zuständigen Träger Diakonisches Werk; Pfarrer Udo Blank und dem Institut für präventives Handeln. Ziel beim virtuellen „Haus des Jugendrechts“ ist es, Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendamt und weitere Träger von Hilfsangeboten für junge Menschen „unter einem Dach“ zusammenzuführen, um straffällig gewordene Jugendliche und Heranwachsende effizienter und nachhaltiger betreuen zu können. Ein solches Modellprojekt für das Saarland nahm im Mai 2016 in Saarlouis seinen Betrieb auf. Der dortige Erfolg soll nun in Neunkirchen fortgeschrieben werden. Das Haus des Jugendrechts bietet für straffällige Jugendliche und Heranwachsende im Landkreis Neunkirchen eine echte Chance auf schnellere und effektivere Reaktionen mit dem Ziel der Verringerung und Prävention von Jugenddelinquenz. Mir ist es besonders wichtig, keinen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den Augen zu verlieren und eine Perspektive bieten zu können.Danach ging es zum Freizeitzentrum Finkenrech, wo ich gemeinsam mit Minister Reinhold Jost und Bürgermeister Dr. Andreas Feld die Planungen für den neuen Freizeitweg Bienenweide vorstellte. Gleichzeitig übergab mir der Minister einen Bienenfutterautomaten. Die alten, ausgedienten Kaugummiautomaten wurden zu Bienenfutterautomaten umfunktioniert. Denn die Wildbienen brauchen dringend Hilfe. Die Hälfte aller Wildbienenarten in Deutschland ist vom Aussterben bedroht, weil es immer weniger Blumen und Blüten gibt. Eine tolle Aktion, die mich als Hobbyimker besonders freut.

Nach der Verabschiedung der Hilfskräfte ins Krisengebiet am Dienstagmorgen um 6:00 Uhr, ging es für mich zu einer ganztägigen Fortbildungsveranstaltung für die Verwaltungsräte der Sparkasse Neunkirchen. Um den Anforderungen im Verwaltungsrat gewachsen zu sein, sind solche vorgeschriebenen Schulungen immens wichtig.

Einen Tag später fand nach dem verwaltungsinternen Jour fixe ein Workshop zum Kommunalen Finanzausgleich in Saarbrücken statt, zu dem der Landkreistag des Saarlandes eingeladen hatte. Dem schloss sich eine Besprechung mit den Vertretern der Gesundheitsämter der Kreise an.

 

Gestern Morgen beschäftigte ich mich mit den Herausforderungen im IT-Bereich unserer Kreisverwaltung. Derzeit sorgen Haker-Angriffe für Schlagzeilen. Glücklicherweise blieb bisher unserer Verwaltung verschont davon, aber wir wissen alle, dass die digitale Bedrohung für unsere Daten latent gegeben ist. Umso wichtiger ist es, die EDV und die IT Ausrichtung entsprechend auf dem neuesten Stand zu haben. Dies kostet Geld und ist natürlich nur mit einer guten Personalausstattung umsetzbar. Am Nachmittag fanden weitere verwaltungsinterne Gespräche statt, wo es unter anderem um die Schulausstattung und Sozialprojekte ging.

 

Heute Morgen gab es, wie gewohnt, den wöchentlichen Austausch mit dem Oberbürgermeister und den Bürgermeistern der Gemeinden. Neben Corona war natürlich auch die Flutkatastrophe ein Thema. Auch die Bürgermeister berichteten mir über vielfältige Hilfsaktionen, über die wir uns alle freuen. Am Nachmittag traf ich mich mit Oberst Reibold, einigen Soldatinnen und Soldaten und Vertretern unseres Gesundheitsamtes, um den Einsatz der Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten in den vergangenen Monaten zu würdigen. Sie stehen uns ab 1. August zur Kontaktnachverfolgung nicht mehr zur Verfügung, weil sie sich anderen Aufgaben widmen müssen. Herzlichen Dank für das großartige, beispielhafte Engagement.

 

Dies ist für die nächsten drei Wochen mein letzter Blog. Ich verabschiede mich in meinen Urlaub und werde in dieser Zeit von der ersten Kreisbeigeordneten Daniela Feld und dem Kreisbeigeordneten Karlheinz Müller vertreten. Ich wünsche Ihnen allen eine gute, erholsame Sommerzeit.

Bis demnächst!

Ihr Landrat Sören Meng