Medizin DaHeim – Mobile Diagnostik

Landkreis Neunkirchen wird Partner der Universität des Saarlandes beim Bundesmodell für erkrankte Pflegeheimbewohner

Für Mitarbeitende in Pflegeheimen ist es Alltag: Ein Patient muss aufgrund gesundheitlicher Beschwerden ins Krankenhaus. Der Transport, die fremde Umgebung und die oft langen Wartezeiten werden von den häufig mehrfachkranken Menschen als belastend empfunden. Doch wegen fehlender medizinischer Möglichkeiten vor Ort führt meist kein Weg daran vorbei.

Um dieses Problem zu umgehen und die Notaufnahmen der Kliniken zu entlasten, hat Professor Dr. Klaus Faßbender, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes, zusammen mit seinem Team ein umfangreiches Konzept der „Diagnostik und Konsil im Pflegeheim mittels mobiler Geriatrie Unit“, kurz DIKOM, erarbeitet. Das Motto lautet: "Wenn der Patient nicht zur Diagnostik kommen kann, kommt diese zu ihm". Ab Anfang 2025 soll auf ärztliche Verordnung hin ein medizinisch-diagnostisch auf höchstem Stand ausgestattetes „Modell-Fahrzeug“ zum Einsatz gebracht werden, welches mit medizinischer Diagnostik ähnlich einer Notaufnahme ausgestattet ist. Die „Mobile Geriatrie Unit“ (MGU) vermittelt anhand Computertomographen, Röntgen, Ultraschall, EKG, EEG sowie Labor Daten und Bilder aus dem Fahrzeug telemedizinisch in die vertraglich eingebundenen Kliniken. Dort werden sie von Experten verschiedener Fachdisziplinen befundet.

Auch der Landkreis Neunkirchen unterstützt dieses Projekt. Bei einer Infoveranstaltung wurde das Projekt Vertreterinnen und Vertretern aus Pflegeeinrichtungen des Kreises vorgestellt.

Der Einsatz des Pflegemobils soll dabei folgendermaßen funktionieren: Das Pflegeheim kontaktiert bei einem nicht notfallmäßigen medizinischen Problem eines Bewohners oder einer Bewohnerin den Haus- oder Facharzt, dieser verordnet daraufhin die MGU, über das Servicetelefon der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland. Die Terminvereinbarung mit dem Pflegeheim findet über einen MGU-Koordinator statt. Nachdem die Behandlung am Heim durchgeführt wurde, werden die Ergebnisse an den Hausarzt sowie an das Team der MGU übermittelt. Der gesamte Prozess soll in unter 48 Stunden ablaufen und eine schnelle, zielführende Versorgung garantieren. Aktuell können Anfragen der Pflegeheime von Montag bis Freitag angenommen werden.

Martin Schuck und Monika Bachhuber, Mitverantwortliche des Projekts, wiesen auf die Dringlichkeit des Modells hin: „Wir stehen vor einer großen sozialen Herausforderung: Immer mehr Praxen und Krankenhäuser werden geschlossen. Pflegebedürftige müssen also vor Ort versorgt werden.“

Die MGU soll schnelle Befunde garantieren, die Behandlung bleibt dabei jedoch in der Hand des Hausarztes. Ihre Nutzung ist nicht der Regelversorgung miteinbegriffen, sondern freiwillig. Noch ist die mobile Diagnostik in der Vorbereitungsphase, voraussichtlich ab Anfang nächsten Jahres soll sie in Betrieb genommen werden.

Das Modell-Projekt wird durchgeführt, damit die Mobile Diagnostik in die Regelversorgung überführt werden kann. Darum werden weitere teilnehmende Pflegeheime gesucht. Bei Interesse sollen diese sich bei den Verantwortlichen melden und die Studie mit von ihnen erhobenen Daten unterstützen. Beobachtet werden dabei Patienten, die durch eine Krankenhauseinweisung versorgt werden und solche, die die Mobile Geriatrie Unit nutzen.

Das Team der MGU bietet dafür auch Info-Veranstaltungen in Pflegeheimen an, um die Einrichtungen und besonders die Bewohner sowie deren Angehörige umfassend über das Konzept zu informieren. Das gemeinsame Ziel von allen soll sein, die MGU in der Regelversorgung zu etablieren.

Landrat Sören Meng begrüßt diese Initiative und hofft auf weitere Pflegeheime im Landkreis Neunkirchen, die sich an der Studie beteiligen: „Die demographische Entwicklung und die damit anstehenden Herausforderungen machen es notwendig, neue Wege zu gehen, um Menschen optimal zu versorgen. Im Zuge von Krankenhausreformen, geplanten Schließungen und der Diskussion um die grundsätzliche Erreichbarkeit von Praxen kann dieses Projekt ein Lichtblick für unsere älteren Mitmenschen sein.“

Weitere Infos unter: projekt-dikom@uni-saarland.de