Der heilige Wendalinus

Warum zeigt das erste der Bilder den hl. Wendalinus bei der Unterweisung der Bauern im Pflügen? Es ist die lebensnahe Gestalt des frommen schottischen Königssohnes, der, um 554 als Sohn des Königspaares Forchart und Iveline geboren, später allem irdischen Glanz und Reichtum entsagte, um nur noch Gott und seiner Lehre zu dienen.

Das Bild verdeutlicht eine Szene aus jenen Tagen, da er in Tholey im St. Wendeler Land wirkte, wo er auch später, nach einem kaum zu überbietenden Leben voll Arbeit im Dienste des Höchsten, als Prior der Benediktiner-Abtei Tholey zur Ewigkeit einging.

Spätere Kritiker des Bildes glaubten beanstanden zu müssen, dass der Künstler Franz Kiederich sich eines gewissen Anachronismus schuldig gemacht habe, insofern nämlich, als zur Zeit der Christianisierung durch den schottischen Königssohn die Arbeit des Pflügens in den kultivierteren Strichen unserer Saar bereits bekannt gewesen wäre. Auch die Kopfgeschirre der beiden Zugochsen erschienen diesen Kritikern etwas zu modern.

Diese Kritik mag einen gewissen Grad der Berechtigung haben. Sie geht aber bewusst oder unbewusst daran vorbei, dass die Wirkung des Bildes nichtsdestoweniger unerhört eindrucksvoll bleibt, eine Wirkung, der sich bei den Führungen bisher noch kein Besucher in der Tat entziehen konnte.

Doch welche Verbindung hat nun der hl. Wendalinus zum Landkreis Neunkirchen? Dies lässt sich nur mit einem Blick in die Geschichte des Landkreises Neunkirchen – vormals Landkreis Ottweiler – erklären. Bis zur Gebietsreform im Jahre 1974 war Tholey – der Ort, an dem Wendalinus Prior der Benediktiner-Abtei war – Teil des Kreises Ottweiler. So schließt sich also der Kreis um die Geschichte des heiligen Wendalinus im Sitzungssaal des Landkreises Neunkirchen.

 


Goethe auf der Terasse des Schlosses zu Neunkirchen

Das zweite Großgemälde ist „Goethe auf der Terrasse des Schlosses zu Neunkirchen“. Schaffner beschreibt zunächst kurz Goethes Weg nach Neunkirchen und zitiert danach aus „Dichtung und Wahrheit“ jenen Ausschnitt, der schon im Verwaltungsbericht für die Jahre 1905/1906 herangezogen worden war:

Der Dichterfürst kam damals mit seinem Freunde Weyland von Straßburg her durch das Elsass und durch Lothringen an unsere Saar, wo er einen kurzen Ferienaufenthalt bei der Familie Günderrode in Saarbrücken im Jahre 1770 verbrachte.

Es blieb für den jungen Goethe unvergesslich, den Kontrast der köstlichen Landschaft am Fuße der Vogesen zu dem der Saar mit ihren Hütten und Gruben zu erleben. Lassen wir ihn seine Eindrücke, die er in „Dichtung und Wahrheit“ einer ihn verehrenden Nachwelt hinterließ, selbst schildern:

„Doch fast mehr als diese bedeutenden Erfahrungen interessierten uns junge Burschen einige lustige Abenteuer und bei einbrechender Finsternis unweit Neu(n)kirch(en) ein überraschendes Feuerwerk. Denn wie vor einigen Nächten an den Ufern der Saar leuchtende Wolken Johanniswürmer zwischen Fels und Busch um uns schwebten, so spielten uns nun die funkenwerfenden Essen ihr lustiges Feuerwerk entgegen.

Wir betraten bei tiefer Nacht die im Talgrunde liegenden Schmelzhütten und vergnügten uns an dem seltsamen Halbdunkel dieser Bretterhöhlen, die nur durch des glühenden Ofens geringe Öffnung kümmerlich erleuchtet werden. Das Geräusch des Wassers und der von ihm getriebenen Blasebälge, das fürchterliche Sausen und Pfeifen des Windstroms, der, in das geschmolzene Erz wütend, die Ohren betäubt und die Sinne verwirrt, trieb uns endlich hinweg, um in Neu(n)kirch(en) einzukehren, das an dem Berg hinaufgebaut ist.

Aber ungeachtet aller Mannigfaltigkeit und Unruhe des Tags konnte ich noch keine Rast finden. Ich überließ meinen Freund einem glücklichen Schlafe und suchte das höher gelegene Jagdschloss. Es blickt weit über Berg und Wälder hin, deren Umrisse nur an dem heiteren Nachthimmel zu erkennen, deren Seiten und Tiefen aber meinem Blick undurchdringlich waren. So leer als einsam stand das wohlerhaltene Gebäude; kein Kastellan, kein Jäger war zu finden.

Ich saß vor den großen Glastüren auf den Stufen, die um die ganze Terrasse her gehen. Hier mitten im Gebirge, über einer waldbewachsenen finsteren Erde, die gegen den heiteren Horizont einer Sommernacht nur noch finsterer erschien, das brennende Sterngewölbe über mir, saß ich an der verlassenen Stätte lange mit mir selbst und glaubte niemals eine solche Einsamkeit empfunden zu haben.“ Goethe war mit zwei Freunden, Engelbach und Weyland, aus Straßburg gekommen und hatte Saarbrücken und Umgebung besucht. In Neunkirchen blickte er in diesem Jahr 1770 auf ein Eisenwerk, das sich noch im Besitz der Fürsten von Nassau-Saarbrücken befand, der Landesherrschaft also, die es in der Regel verpachtete und es nur kurze Zeit betrieb. Erst im Jahre 1806 übernahmen die Gebrüder Stumm das Werk und machten es zu einem die Industrie an der Saar bestimmenden Unternehmen.

Zur Kreisstadt Ottweiler hatte Goethe allenfalls eine nur sehr indirekte Beziehung, und zwar über den Maler Johann Heinrich Schmidt, genannt Fornaro (1757 – 1828), den seine Malstudien 1787 nach Rom führten, „wo er im Kreis der dort lebenden Deutsch-Goetheraner unter dem Namen Fornaro (der Bäcker) populär wurde. Er wohnte zunächst in der deutschen Künstlerkolonie am Corso 18 – 20, in der auch Goethe während seiner zweiten italienischen Reise unter dem Namen eines Malers Möller einquartiert war.“ Festlicher Empfang des Erbprinzen Ludwig und seiner Gemahlin vor dem Witwenpalais


Festlicher Empfang des Erbprinzen Ludwig

Das dritte der Bilder zeigt den festlichen Empfang des Erbprinzen Ludwig und seiner jungen Gemahlin Wilhelmine von Schwarzburg-Rudolstadt, und zwar vor dem „Witwenpalais“ selbst. Das Bild ist noch heute – trotz zwischenzeitlicher Restauration – eines der schönsten der ganzen Reihe, und zwar durch die Feinheit und den Reichtum seiner Farben sowie seiner Konturen.

Der Volksmund taufte das Gemälde „Die Hochzeit des Gänsegretels von Fechingen“, jener Katharina Kest von Fechingen, der das Volk an der Saar noch heute ein fast rührendes Gedenken in Dankbarkeit und Anhänglichkeit bewahrt. Tatsächlich zeigt das Bild jedoch wie zuvor beschrieben die erste Gemahlin Wilhelmine von Schwarzburg-Rudolstadt.

 


Aufmarsch des 8. Armeekorbs

Das vierte Bild zeigt den Aufmarsch des 8. Armeekorps des Generals von Goeben auf den Stennweiler Höhen.

Dem 8. Armeekorps gehörten die 15. Division aus Köln und die 16. Division aus Trier an. Insgesamt bestand es aus 25 000 Kriegspflichtigen. An seiner Spitze stand General August Karl von Goeben (10.12.1816 – 13.11.1880).

Von Goeben gilt als Sieger von Spichern, Gravelotte und St. Quentin. Die Schlacht bei Spichern, einst als großer Triumph des später gegründeten Deutschen Reiches gefeiert, hat nach dem Zweiten Weltkrieg eine andere Wertung erfahren. Die Stätte Spichern ist heute deutsch-französischer Treffpunkt und Mahnmal gegen den Krieg.

Bei Kiederichs Bild ist vornehmlich der Aufmarsch der 16. Preußischen Division unter Barnekow wiedergegeben. General von Goeben wohnte zu dieser Zeit (4. – 6. August 1870) im Hotel Haas in Ottweiler.

 


Die Ankunft der Truppen Büchers in Ottweiler

Die Ankunft der Truppen Blüchers in Ottweiler am 9. Januar 1814 beendete endgültig die napoleonische Zeit und war der allmähliche Beginn der Kreisgründung im Jahre 1814, die dann mit der am 1. Juli 1816 vollzogenen Gründung des preußischen Kreises Ottweiler vollendet wurde.

Über General Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstatt („Marschall Vorwärts“) in Ottweiler schreibt Schaffner:

Das letzte, zeitlich im Jahre 1905 wohl zuerst von Professor Kiederich geschaffene Bildstellt des „Marschalls Vorwärts Durchzug und Ansprache an die Bürger von Ottweiler auf dem Geviert des alten Schlosshofes“ dar. Es war der 9. Januar 1814, als die preußischen Truppen durch die alten Straßen der Kreisstadt zogen.

Blücher stand bekanntlich auch mit Rechtschreibung und Satzlehre der deutschen Sprache auf dem Kriegsfuß, aber seine Bravour und seine markanten Ansprachen ließen über derartige Kleinigkeiten hinwegsehen. Was er sprach, ließ er dann oft noch durch Flugblätter zur Auffrischung des Gehörten wiederholen.

Eine solche Szene stellt dieses wohl bekannteste Bild der ganzen Serie dar. Auch hier entzücken den Beschauer wieder die Farben und die fein herausgearbeiteten Figuren.

Besonders wertvoll für den Heimatfreund ist aber die alte, unverfälschte Szenerie des Schloss-Geviertes, die ja auch bei den Wiederherstellungsplänen des Schlosshof-Gesichtes eine wesentliche Rolle spielt. Der Überlieferung nach haben auch einzelne der dargestellten Personen – so der Schusterjunge im Vordergrund, der den Hund neckt – tatsächlich gelebt, und Professor Kiederich hat sich Bilder von ihnen als erwünschten Vorwurf dienen lassen.

Zur Erinnerung an Blücher (16.12.1742 – 12.9.1819) in Ottweiler ist am „Hesse Haus“ eine Plakette angebracht. Dass Blücher jedoch wirklich persönlich hier war, ist nicht erwiesen, soll er doch seinerzeit an einer Mittelohrentzündung laboriert und in St. Wendel geweilt haben. Aber warum soll hier nicht gelten, was beim Witwenpalais auch gilt: Manchmal führen eben auch Fehler zur Identität, und die künstlerische Freiheit ist allemal ein wertvolles Gut.


Die Reichsgräfin Catharina von Ottweiler

Das Gemälde der Reichsgräfin von Ottweiler wurde vom Hofmaler Johann Friedrich Dryander (1736 – 1812) gemalt und befindet sich seit 1997 im historischen Sitzungssaal des Witwenpalais. Es ist eine Dauerleihgabe der Alten Sammlung der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Das genaue Entstehungsdatum ist nicht bekannt, in der Alten Sammlung des Saarland Museums befindet sich das gleiche Porträt der Reichsgräfin als Pastell, ebenfalls von Dryander, das um 1790 entstanden ist.

Am 1. März 1757 erblickte in Fechingen (heute Stadtteil von Saarbrücken) ein Mädchen aus einfachem bäuerlichen, wenn auch nicht gerade ärmlichen Milieu das Licht der Welt. Mit vollem Namen hieß es Katharina Margarethe Kest. Ihr Vater Johann Georg Kest war ein angesehener Mann am Ort, ein sogenannter Gemeinsmann, der als Grundbesitzer mit gewissen Rechten bedacht war, ihre Mutter Anna Barbara, geb. Wohlfahrt, seine dritte Frau, stammte aus Dirmingen (Ort im Landkreis Neunkirchen).

Den Namen „Gänsegretel“ bekam die spätere Reichsgräfin Catharina von Ottweiler und Gemahlin des Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken, als sie in ihren Kindertagen mit ein paar Burschen von Fechingen nach Bischmisheim unterwegs war.

„...aus einer Wiese kam eine Gans auf die Kinder zugelaufen. Die Buben begannen sogleich, ihren jugendlichen Übermut an ihr auszulassen. Lachend und schreiend scheuchten sie das Tier auf und jagten es umher.

Ein mitfühlendes Mädchen, zu dem sie Margarethe sagten, mochte das nicht länger mit ansehen. Nachdem es ihr schon nicht gelang, die Jungen von ihren Belustigungen abzuhalten, ergriff sie das angstvoll flatternde und schnatternde Federvieh, das sich unter ihrem schützenden Arm schnell beruhigte.

Ihre Weggefährten reagierten zunächst verblüfft. Dann, abereinmal, rief einer ‚Gänsegretel‘. Und wie ein Echo ertönte es von allen Seiten: ‚Gänsegretel‘ – ‚Gänsegretel‘. Das Mädchen vernahm es mit Ärger und einem Anflug von Vorahnung. Den Namen werde ich wohl so leicht nicht mehr los, dachte Margarethe...“ Ihren Vater hatte Margarethe kaum gekannt, und als sie den Namen „Gänsegretel“ bekam, lebte Johann Kest schon lange nicht mehr. Er starb, als die Kleine fünf Jahre alt war.

Die Söhne aus den früheren Ehen des Vaters machten ihrer Mutter das Leben schwer. Es kam zu Rechtsstreitigkeiten, Anna Kest verlor ihr Vermögen und war gezwungen, 1770 das Dorf zu verlassen. Sie zog mit ihrem einzigen Kind nach Saarbrücken und fand dort Anstellung bei der Kaufmannsfamilie Korn und nach der Konfirmation musste sich auch ihre Tochter auf eigene Füße stellen.

Ihr Name Margarethe war ihr zuwider geworden, denn, obwohl in Saarbrücken niemand von der Sache mit der Gans und ihrem darauf beruhenden Namen wusste, wollt sie nicht weiter Margarethe heißen. Der Name wurde nur allzu leicht verkürzt zu „Gretel“, und von da war es nicht mehr weit zu „Gänsegretel“. Schließlich hatten ihr die Eltern doch als ersten den Namen Katharina gegeben.

Aus Margarethe war nun Katharina geworden und diese trat den Dienst im Hause des Geheimrates Georg Andreas Dern an. Bei der Frau des Geheimrates hatte schon ihre Mutter gedient, und so dauerte es nicht lange, als Katharina der Frau Dern von deren Tochter abgeworben wurde.

Als Kindermädchen trat Katharina in Dienst der Friederike Amalie Freifrau von Dorsberg, der Maitresse des Fürsten Ludwig von Nassau-Saarbrücken. Der höchste Herr des Landes sei hier ständig Gast, wurde Katharina von den anderen Hausbediensteten berichtet. Und da junge Mädchen nun einmal neugierig sind, war sie natürlich darauf bedacht, bei der nächsten Gelegenheit einen Blick auf den Landesherrn zu werfen. Schon kurz darauf sah Katharina ihren Fürsten aus unmittelbarer Nähe. Ihre Tochter Luise schreibt in ihren Memoiren:

„Frau von D. hatte Gefallen an einem Kinde niederer bürgerlicher Abkunft gefunden, und hiermit beginnt mein wunderbarer Roman, denn jenes Kind – Katharina Kest – war meine Mutter!“ Frau von Dorsberg schätzte Katharina als ein zurückhaltendes, bescheidenes und intelligentes Wesen ein und ermöglichte ihr mit finanzieller Hilfe des Fürsten eine Ausbildung in Metz und Nancy. Denn, so Luise von Ottweiler, „... die kleine Katharine auch in jene vorzügliche Pensions-Anstalt gebracht, welcher geringfügige Umstand den Grundstein ihrer nachherigen Größe wurde, denn eine Ungebildete hätte der Fürst nimmer so hoch erheben können...“ Wenn Fürst Ludwig nach Paris fuhr, wo er sich öfter am französischen Hof zeigte, ließ er auf der Durchreise in Metz jedes Mal Katharina zu sich kommen. Sie erzählte dann in aller jugendlichen Unbefangenheit von ihrem Pensionatsleben und so kam, was kommen musste – Fürst Ludwig verliebte sich in sie, und im September 1774 zog die 17-Jährige ins Saarbrücker Schloss und schrieb ihren Vornamen in der französischen Schreibweise mit „C“.

Ein knappes Jahr später schenkte sie – inzwischen durch eine freundnachbarliche Geste des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken Frau von Ludwigsberg – dem ersten von sieben Kindern mit dem Fürsten das Leben.

Nach dem Tode der Frau Ludwigs von Nassau-Saarbrücken, Fürstin Wilhelmine, wuchs das ehemalige Bauernmädchen aus Fechingen in die Rolle einer Lebensgefährtin des Fürsten, ja der einer verehrten Landesmutter hinein; aber auch Ludwig verdient Anerkennung, dass er sich mit allen Konsequenzen zu seiner großen Liebe bekannte. Eine Haltung, die ihm besonders seine Verwandten nach besten Kräften erschwerten.

Fürst Ludwig setzte es allen Widerständen, allen Intrigen zum Trotz (wie Freiherr von Knigge es formulierte), „mit Hinwegsetzung über die elenden Konvenienzen von Stand und Geburt“ durch, dass Catharina – inzwischen durch Kaiser Josef II. im Jahre 1781 zur Freiin von Ottweiler ernannt – 1784 zur Reichsgräfin von Ottweiler erhoben wurde.

Am 1. März 1787 hatte sich Fürst Ludwig in aller Form mit Catharina Reichsgräfin von Ottweiler trauen lassen.

Im folgenden Jahr reiste er – gemeinsam mit der „regierenden Fürstin“, wie Catharina in Saarbrücken genannt wurde – nach Paris. Ziel dieses Besuches war eine weitere Standeserhebung. Im April ließ Ludwig XVI. die Lettres patentes über das von Saarbrücken erworbene (lothringische) Duché Dillingen ausfertigen und Fürst Ludwig und die Familie Ottweiler wurden unter die ducs héréditaires aufgenommen und Catharina war nun Herzogin von Dillingen.


Fürst Ludwig von Nassau Saarbrücken

Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken wurde am 3. Januar 1745 als zweites Kind und erster Sohn des Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken und seiner Gemahlin Fürstin Sophie Erdmuthe, geb. Gräfin von Erbach-Erbach, in Saarbrücken geboren.

Er studierte in Straßburg und seine Bildungsreise führte den jungen Prinzen von 1759 bis 1766 nach England, in die Niederlande, durch Frankreich und Deutschland.

Am 30. Oktober 1766 heiratete Ludwig auf Schloss Schwarzburg Prinzessin Wilhelmine von Schwarzburg-Rudolstadt (1751 – 1780). Die Ehe verlief zu Anfang glücklich. Durch die Geburt ihres Sohnes Heinrich, eine schwere Krankheit und einen Reitunfall geschwächt zog sich Wilhelmine jedoch auf Schloss Halberg zurück und widmete sich ganz der Erziehung des Prinzen Heinrich (1768 – 1797).

Neben seiner Ehe zeugte Ludwig zwei uneheliche Kinder mit seiner Maitresse Freifrau Friederike Amalie von Dorsberg, geb. Dern. In ihrem Hause lernte er das ehemalige Bauernmädchen Katharina Margarethe Kest (1757 – 1829), die als Kindermädchen und Kammerzofe für Frau von Dorsberg tätig war, kennen und verliebte sich in sie.

Nach dem Tod der Fürstin heiratete er Catharina, die inzwischen zur Reichsgräfin von Ottweiler erhoben worden war, in einer morganatischen Eheschließung. Aus dieser Verbindung gingen sieben Kinder hervor, die allerdings keinen Erbanspruch auf das Haus Nassau hatten.

In kluger Einschätzung der gegebenen Machtverhältnisse auf dem europäischen Kontinent verfolgte schon Fürst Wilhelm Heinrich konsequent eine Politik der Loyalität gegenüber dem Heiligen Römischen Reich und der gleichzeitigen Pflege freundschaftlicher Beziehungen zum französischen Hof, die von Fürst Ludwig weitergeführt wurde, was ihm jedoch gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum Verhängnis werden sollte.

Auch Fürst Ludwig wusste nur zu gut, welcher Zündstoff sich aus unklaren Grenzverhältnissen ergeben kann. Gemeinherrschaften (Kondominien), lothringische Enklaven im Saarbrückischen, die Lage der nassauischen Grafschaft Saarwerden in Lothringen, innerhalb dieser Exklave wiederum lothringischer Besitz. Einander überschneidende Rechtsverhältnisse und unklare Grenzverläufe wurden zwar im Einzelnen nicht unbedingt als gravierende Störfaktoren empfunden, waren jedoch in ihrer Summierung mehr als ärgerlich und wuchsen sich zunehmend zu einer Belastung aus.

Zudem war das Land aufgrund der teuren Hofhaltung seines Vaters hoch verschuldet und Fürst Ludwig musste unter der Aufsicht der kaiserlichen Reichschuldentilgungskommission sein Fürstentum entschulden, was ihm innerhalb von zwölf Jahren gelang.

Trotz des ihm auferlegten Sparzwangs setzte er den Bau der von Friedrich Joachim Stengel noch im Auftrag seines Vaters entworfenen „Ludwigskirche“ fort, die 1775 vollendet wurde und als eine der stilreinsten und schönsten evangelischen Barockkirchen Deutschlands, vergleichbar mit der Frauenkirche in Dresden und dem Michel in Hamburg, gilt.

In seine Regierungszeit fallen die Erlasse zahlreicher Verordnungen. Er erließ die „Verordnung gegen Trunkenheit, Karten- und Würfelspiel sowie gegen das Tanzen“ eine Kanzlei- und Prozessordnung und die Abschaffung der Folter (1778), verschiedene Verordnungen zur Land- und Forstwirtschaft (1783) und führte die allgemeine Schulpflicht (1783) ein.

Die französische Revolution veranlasste 1793 die linksrheinischen Landesfürsten ihre Heimat zu verlassen. So musste auch der damals schwerkranke Fürst Ludwig mit Catharina, den gemeinsamen Kindern und seinem Sohn aus erster Ehe mit Fürstin Wilhelmine, Erbprinz Heinrich (1768-1797), ins Exil.

Er starb am 1. März 1794 in Aschaffenburg und wurde in der Schlosskirche in Usingen bestattet. 1995 wurde er, seinem letzten Willen entsprechend, nach Saarbrücken überführt und in der Schlosskirche beigesetzt.

Ende des 18. Jahrhunderts waren alle Zweiglinien des walramschen Stammes bis auf Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen ausgestorben. Der Tod Heinrichs von Nassau-Saarbrücken, der sich seit 1793 im Exil befand, und die kurz darauf erfolgende Einrichtung des französischen Saar-Departements, markierten den endgültigen Untergang des Fürstentums Nassau-Saarbrücken.

Damit ging eine Epoche zu Ende, die in der historischen Identität der Region bis heute nachwirkt. Doch zuweilen reist zu besonderen Anlässen die „Reichsgräfin von Ottweiler“ aus der Vergangenheit an und residiert im Witwenpalais in Ottweiler oder begleitet Reisegruppen entlang der „BarockStraße SaarPfalz“.


Fürstin Wilhelmine von Nassau-Saarbrücken

Fürstin Wilhelmine von Nassau-Saarbrücken wurde am 22. Januar 1751 als Tochter des Fürsten Johann Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt (1721 – 1767) und seiner Gemahlin Berhardine Christiane Sophie, geborene Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach (1724 – 1757), in Rudolstadt geboren.

Am 30. Oktober 1766 heiratete sie auf Schloss Schwarzburg den Erbprinzen Ludwig von Nassau-Saarbrücken (1745 – 1794) und zog im November 1766 als Erbprinzessin am Saarbrücker Hof ein.

Die Ehe verlief zu Anfang glücklich. Nach der Geburt ihres Sohnes Heinrich erholte sie sich sehr schwer. Durch die Erkrankung an den Blattern und einen Reitunfall geschwächt zog sich Wilhelmine, inzwischen Fürstin geworden, auf Schloss Halberg zurück und widmete sich ganz der Erziehung des Prinzen Heinrich (1768 – 1797). Sie starb im Alter von 29 Jahren in Saarbrücken und wurde in der Schlosskirche bestattet.


Franz Mörschers Säule

Auf den ersten Blick eine Säule, eine mit Keramiken verkleidete Säule, die eine Mütze aus Gips trägt, zwischen beiden Teilen ein Ring aus Marmor. Auf den ersten Blick.

Doch man muss ein zweites Mal hinschauen. Dann ist da nicht nur eine Säule. Da ist mehr, etwas, das statisch ist und sich doch bewegt, das viereckig zu sein scheint und doch rund wirkt, eine Faszination für die Augen. Ein Spiel mit der Wahrnehmung. Sein Werk lassen wir den Schöpfer dieses Kunstwerkes, den Bildner Franz Mörscher, selbst erläutern:

„Der erste Bezug war die Last, das Physikalische. So eine Stütze hat die Aufgabe, etwas zu tragen. Deshalb ging es mir darum, mit dieser Last zu spielen, sie erst einmal sichtbar zu machen. Gleichzeitig aber wollte ich diesen dicken Pfeiler, er hat ja 60 Zentimeter im Quadrat, optisch auflösen, ihn verschwinden lassen, weil der Brummer den Leuten ja im Wege steht.

Dann kommt Auflage Nummer zwei: Da ist rechts oben in dem Raum, der hinzukam, die Decke aus der Jugendstilzeit, ein florales Thema, Blattwerk und Äpfel, die einmal farbig gefasst waren. Die Säule nimmt daher in der Farbigkeit Bezug zu den Jugendstilelementen. Ich habe daher sehr zurückhaltend in der Form gearbeitet; die formalen Elemente aus der Stuckdecke aufgenommen, aber zurückgeführt, um der Decke ihre Wirkung zu lassen, jetzt ein bisschen unterstützt durch die Beleuchtung.

Überlegungen, dass Kinder um die Säule laufen würden und auch die Erwachsenen, die sich womöglich auch daran reiben könnten, haben dazu geführt, eine feste, abwaschbare Oberfläche zu schaffen. Dies ist gleichzeitig die Hinführung zum keramischen Material gewesen, aber auch die Möglichkeit, Farbe in den Raum zu bringen und eine optische Leichtigkeit zu schaffen.“ Dann sei ihm der Gedanke gekommen, nicht die Quadratur des Kreises auflösen zu wollen, sondern die Verkreisung des Quadrates herbeizuführen, erklärt Mörscher.

„Dies war zu erreichen über Pi, also Viereck, Achteck, Zwölfeck und dann eine Annäherung zum Kreis, oben 124-Eck, Pi, wir sind beim Kreis!“ Im oberen Teil der Säule, wo sich Schwünge spitz begegnen, hat Mörscher eine Reminiszenz an die napoleonische Zeit eingewebt, ein Symbol des Dreispitzes, der solche Schwünge hatte.

„Ich hatte im Sinn, spielerisch diese Lasten, diese Stützen, die Stabilität, das Statische in Frage zu stellen. Die Grundform des Quadrates läuft in vier Parallelen durch bis auf die Höhe von 2,40 Meter, wo das Zwölfeck beginnt. Dann sind vier Ecken zum Quadrat dazugekommen, die dann als aufgeputzte Dreieckform angebracht sind. Sie laufen von ihrer äußersten Auskragung etwa 13 Zentimeter von der Grundfläche oben auf null unten an der Grundlinie aus. Der Knick verschwindet in der Grundseitenfläche des Quadrates.

Wenn man sich jetzt aber zentral vor die Säule stellt, dass man rechts und links diese Auskragung zum Achteck sieht und geht dann langsam zur Seite, bis dann eine Schräge verschwindet, dann macht der Pfeiler plötzlich eine Bewegung nach links. Geht man dann weiter nach links, scheint der Pfeiler zu kippen. Der Hut aber macht eine Gegenbewegung und kippt nach rechts weg.

Die Plättchen sind alle nur 22 Zentimeter und haben alle die gleiche Seitenlänge. Im oberen Teil ist die Oberfläche sehr viel größer als unten und das ist nur über die Vergrößerung der Fugen aufzufangen. Dadurch wird der Eindruck von Last und von Nach-außen-Drücken noch verstärkt. Aber es entsteht gleichzeitig durch die Farblichkeit ein Schwanken, ein Verdrücken.

Wo es zur Decke geht, habe ich ein farbiges Licht angebracht, um am oberen Teil des Pfeilers das untere Thema noch einmal anklingen zu lassen.

Dann kommen verschiedene Reminiszenzen an verschiedene Teile, um das Alte mit dem Mittelalten und dem Neuzeitlichen zu verbinden. Ganz bewusst habe ich die Badezimmerkacheln in Riemchenform genommen, um ein typisches Element unserer Zeit da hineinzubringen.

Das ist im Wesentlichen, was mein Beweggrund war. Dazu habe ich eine kleine marmorne Sockelplatte für das Kapitell eingefügt, als vermittelndes Element zwischen beiden Kontrasten, weißer Stuckgips rein als Form, plastisch, räumlich, und dann diese Farbraumzone.“ Man muss sich auf das Kunstwerk einlassen, seine Geometrie studieren, ausloten. Eine interessante Arbeit, vor allem für Leute, die die Geometrie, aber auch das Spiel mit der optischen Täuschung lieben.

 


Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken

Fürst Wilhelm Heinrich wurde als fünfter Sohn des Fürsten Wilhelm Heinrich I. von Nassau-Usingen (1684 – 1718) und seiner Gemahlin Charlotte Amalie (1680 – 1738), einer geborenen Prinzessin von Nassau-Dillenburg, in Usingen geboren.

Sein Vater verstarb bereits wenige Wochen vor seiner Geburt und seine Mutter führte bis zu ihrem Tod für Wilhelm Heinrich und auch ihren älteren Sohn Karl (1712 – 1775) die Regentschaft. Sie sorgte für eine umfassende calvinistische Erziehung und ließ ihre Söhne an den Universitäten Straßburg und Genf unterrichten. Seine „Grand Tour“ als Erbprinz führte Wilhelm Heinrich in die Niederlande und an den Hof Ludwigs XV. nach Paris.

Nach dem Tod der Mutter übte sein Bruder Karl die Vormundschaft aus. Mit Wilhelm Heinrichs Volljährigkeit behielt sich Karl das rechtsrheinische Nassau-Usingen vor und Wilhelm Heinrich erhielt das davon abgetrennte linksrheinische Nassau-Saarbrücken, das mit rund 22 000 Einwohnern auf 12 Quadratmeilen zu den kleinen Herrschaften im Alten Reich gehörte.

Die außenpolitische Grundorientierung der Territorien an der Westgrenze des Heiligen Römischen Reiches war durch ihre geopolitische Lage vorgegeben. Auf der einen Seite ein übermächtiger Nachbar, darauf bedacht, zielstrebig seinen Einfluss zu sichern und – wenn die Gelegenheit günstig schien – diesen Einfluss auch auszudehnen, auf der anderen Seite eine Reichspolitik, die den Grenzterritorien im Westen wenig Rückhalt gab.

Für die Herrscher in Nassau-Saarbrücken, Kurtrier, Pfalz-Zweibrücken oder etwa Blieskastel war es freilich unerlässlich, im ureigenen Interesse das Gewicht der politischen Kräfte in Europa realistisch einzuschätzen. So konnte dies nur heißen, mit dem größten diplomatischen Geschick die freundschaftlichen Beziehungen zur französischen Krone zu pflegen, andererseits aber nicht gegen das Reichsrecht zu verstoßen.

Im Jahre 1741 trat Fürst Wilhelm Heinrich in Nassau-Saarbrücken seine Regentschaft an, und damit begann für das Territorium eine neue Blütezeit. Der Fürst verpflichtete Friedrich Joachim Stengel (1694 – 1787) als Generalbaudirektor, baute mit dessen Hilfe Saarbrücken zu einer glanzvollen Residenz aus, förderte im Rahmen seiner merkantilistischen und auf Autarkie gerichteten Wirtschaftsbestrebungen den Bergbau und das Hüttenwesen, suchte eine eigene Salzversorgung aufzubauen und setzte sich im Rahmen einer verbesserten Agrarwirtschaft, ganz nach dem Vorbild Friedrichs des Großen, für den Anbau von Kartoffeln ein. In der ehemaligen Residenzstadt Ottweiler begründete er 1763 eine Porzellanmanufaktur.

Kurz nach seinem Herrschaftsantritt nahm er mit seinem Regiment „Royal-Allemand“ am Österreichischen Erbfolgekrieg teil. 1742 verkaufte er während seines Aufenthaltes in Frankfurt anlässlich der Krönungstage sein Regiment an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Zur selben Zeit lernte er dort seine künftige Ehefrau Prinzessin Sophie zu Erbach kennen. Auch am Siebenjährigen Krieg beteiligte er sich mit eigenen Truppen und stellte später Subsidienregimenter für den König von Frankreich.

Im Jahre 1742 heiratete Wilhelm Heinrich die Gräfin Sophie Erdmuthe von Erbach-Erbach (1725 – 1795), mit der er folgende Kinder hatte:

– Sophie Auguste (1743 – 1745)

– Ludwig (1745 – 1794), Fürst von Nassau-Saarbrücken – Friedrich August (1748 – 1750) – Anna Karoline (1751 – 1824) 1769 Herzog Friedrich Heinrich von Holstein-Sonderburg-Glücksburg 1782 Herzog Friedrich Karl von Braunschweig-Bevern Wilhelmine Henriette (1752 – 1829) 1783 Louis Armand de Seigliéres, Marquis de Soyecourt-Feuquiere Fürstin Sophie Erdmuthe von Nassau-Saarbrücken