Der Kamin und die Wandvertäfelung des Kaminzimmers im Witwenpalais sind noch im Original erhalten, jedoch wurde der Kamin, der von Friedrich Joachim Stengel ursprünglich in Stuckmarmor ausgeführt wurde, im Laufe der Baugeschichte des Hauses mehrmals versetzt.
Bis 1995 wurde der Raum als Küche des Landrates genutzt. Mit dem Abschluss der Renovierungsarbeiten im Witwenpalais 1997 wurde das Kaminzimmer in seiner jetzigen Form eingerichtet.
Das Neo-Rokoko-Möbel-Ensemble, das im Kaminzimmer ausgestellt ist, bestehend aus sechs Sesseln, einem Zweisitzer, einem Spiegel und Tisch sowie dem Fensterbehang, wurde zunächst als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt und im Jahr 2000 vom Landkreis Neunkirchen angekauft. Es stammt aus dem Besitz von Dr. Dela Schmidt-Schwarzenberg (Bous), die eine direkte Nachkommin von Johann Adam Knipper d. J. war. Knipper hatte das zerstörte Saarbrücker Schloss im 19. Jahrhundert umgebaut.
Das Ensemble hat für die Saargeschichte eine wichtige Bedeutung, vor allem, da nach der mündlichen Überlieferung der Familie Knipper der Spiegel über dem Kamin im Kaminzimmer der einzige erhaltene Spiegel aus dem Saarbrücker Schloss ist.
Sophie Christine Charlotte Friedericke Erdmuthe wurde am 12. Juli 1725 in Erbach als Tochter des Grafen Georg Wilhelm von Erbach-Erbach (1686 – 1757) und seiner Gemahlin Sophie Charlotte von Bothmer, verw. Gräfin von Plauen, geboren.
Sie wurde in Musik, Sprachen und Literatur ausgebildet und begegnete 1742 in Frankfurt am Main, anlässlich der Wahl Kaiser Karls VII., dem jungen Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, mit dem sie sich am 28. Februar 1742 in Erbach vermählte.
Die Fürstin widmete sich der Erziehung der Kinder, der Kunst, Musik und Literatur, während der Fürst als französischer Offizier Karriere machte. 1744 wurde er Feldmarschall, 1748 Generalleutnant und befand sich außerdem unter den Trägern hoher Orden.
In dieser Funktion unternahm er häufig Reisen nach Paris an den Hof Ludwigs XV., welcher auch Taufpate seines Sohnes Ludwig war. Seine Gemahlin begleitete ihn, wenn es möglich war.
Ihre Freundin, die Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt, verschaffte Sophie Erdmuthe Zugang zu den höchsten Kreisen der Pariser Gesellschaft.
Baron Melchior von Grimm verdankte Fürstin Sophie Erdmuthe die Verbindung zum Kreis der Enzyklopädisten und so stand sie in regem Gedankenaustausch mit Philosophen und Schriftstellern wie Voltaire und Diderot. „A SON ALTESSE SÉRÉNISSIME MADAME LA PRINCESSE DES NASSAU-SAARBRUCK“ lautet die Widmung Diderots in seiner Komödie „Le Père de famille“, die sich mit Vorurteilen der Gesellschaft auseinandersetzt und in der aufklärerisches Gedankengut zum Ausdruck kommt.
Nach dem Tode ihres Mannes übernahm Sophie Erdmuthe im Jahr 1768 für kurze Zeit die Regentschaft, bis ihr Sohn das Erbe des Vaters antrat.
Sie hatte einen ihrer Witwensitze in Ottweiler, wo sie sich auch öfter aufhielt. Von hier aus führte sie einen regen Briefkontakt mit Diderot.
1793 floh sie vor den französischen Revolutionstruppen nach Traben-Trabach, dann nach Neuwied und schließlich nach Aschaffenburg, wo sie am 10. Juni 1795 starb und beigesetzt wurde.
Mit dem Fürsten Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken hatte sie folgende Kinder:
– Sophie Auguste (1743 – 1745)
– Ludwig (1745 – 1794), Fürst von Nassau-Saarbrücken – Friedrich August (1748 – 1750) – Anna Karoline (1751 – 1824) ∞ 1769 Herzog Friedrich Heinrich von Holstein-Sonderburg-Glücksburg ∞ 1782 Herzog Friedrich Karl von Braunschweig-Bevern – Wilhelmine Henriette (1752 – 1829) ∞ 1783 Louis Armand de Seigliéres, Marquis de Soyecourt-Feuquiere