Der Landkreis Neunkirchen ist seit Jahren starken Veränderungen unterworfen. Die Schließung der Neunkircher Hütte und vor allem der zahlreichen Gruben bedeutete den Verlust des zentralen Standortfaktors, der massive Folgewirkungen in allen Lebens- und Arbeitsbereichen (Wirtschaft, Sozialstruktur, Städtebau und Umwelt) nach sich gezogen hat. Weitere übergeordnete Entwicklungseinflüsse wie Klimawandel, steigende Energiepreise, Globalisierung, Finanzkrise und insbesondere die veränderte demografische Entwicklung verstärken den Strukturwandel der zurückliegenden Jahre. Aufgaben und Handlungsfelder von Landkreisen in strukturschwachen Regionen werden sich auch zukünftig gravierend ändern.
Der Landkreis Neunkirchen steht aktuell somit - wie viele Regionen in strukturschwachen Gebieten – vor großen Herausforderungen und entscheidenden Weichenstellungen. Neue Entwicklungsimpulse werden nach wie vor dringend benötigt. Nach dem Ende des Bergbaus, der den Landkreis Neunkirchen viele Jahrzehnte geprägt hat und der sich 2012 offiziell aus dem Saarland verabschiedet, stehen eine Vielzahl von Themen und Fragen im Fokus von Öffentlichkeit und Politik, auf die Antworten und Zukunftsstrategien gefunden bzw. entwickelt werden müssen:
- Wirtschaftlicher Strukturwandel
- Demografischer Wandel
- Zukunftsfähige Energieversorgung & regionale Wertschöpfung durch regenerative Energien
- Schul- und Bildungsangebot in der Wissens- und Kommunikationsgesellschaft
- Nutzung touristischer (Wertschöpfungs-)Potenziale
- Bürgergesellschaft: Partizipation und Identität der im Landkreis Lebenden.
Neben den „harten“ Angeboten ist die mentale Außenwahrnehmung des Landkreises bei Bürgern, Gästen, ansiedlungsinteressierten Unternehmen, Investoren und potenziellen Einwohnern von großer Bedeutung. Um zukünftig von diesen als modern, zukunftsorientiert und innovativ wahrgenommen zu werden, benötigt der Landkreis eine eindeutige Strategie, ein Leitbild mit:
- klarer Positionierung, klarem Profil, wofür der Landkreis steht
- Konzentration auf die Stärken, Qualität statt Quantität
- Alleinstellungsmerkmalen.
Mit diesen Fragen muss sich der Landkreis möglichst zeitnah beschäftigen, denn die Art und Weise, wie der anstehende Wandel gestaltet wird, entscheidet auch über die Zukunftsfähigkeit und die Lebensqualität der hier lebenden Bürger.
Andererseits bietet der anstehende Wandel aber auch die historisch einmalige Chance zu einem umfassenden Innovationsschub: Das Wissen und die Erfahrung älterer Menschen können für den Ausbau des bürgerschaftlichen Engagements genutzt werden; verstärkte Aktivitäten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf können langfristig zu einer höheren Erwerbsquote führen, freiwerdende Flächen des Bergbaus können für moderne, zukunftsträchtige Ansiedlungen und Freizeitnutzungen bereitgestellt werden – dies sind nur einige Beispiele für die Chancen, die durch einen positiv gestalteten Veränderungsprozess ergriffen werden können.
Notwendig sind neue Denkmuster, neue soziale Fähigkeiten und ein neues Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung. Der Landkreis ist bereit zu diesem Wandel. Mit der Initiative Zukunft soll ein nachhaltiges Konzept erarbeitet werden, dass unter enger Einbeziehung der örtlichen Akteure und Bürger zentrale Zukunftsfelder und Handlungsansätze für die künftige strategische Landkreisentwicklung definiert.
Das ist ein gutes Signal für die Zukunft. Dieses Projekt bedeutet auch die einmalige Chance, als Vorreiter selbst über die Entwicklung bestimmen zu können, bevor die eintretende Entwicklung die Handlungsspielräume noch weiter zerstört und nur noch reagiert werden kann.
Mit den hier vorgestellten und geplanten Ansätzen weist das Projekt einen einzigartigen Innovationscharakter auf:
- Ganzheitliche Betrachtungsweise: Nicht sektoral, sondern ganzheitlich integriert.
- Konzentration auf Schwerpunkte, Stärken und Leitprojekte - Qualität statt Quantität
- Zielgerichtet und langfristig: welcher Landkreis hat in der Vergangenheit eine Strategie erstellt, die Leitlinie für das Handeln einer Generation war?