Zum Film

Alex Deutsch - Ich habe Auschwitz überlebt

"Ich wurde 1913 in Deutschland geboren, in Berlin. Wir waren eine jüdische Familie", erzählt Alex Deutsch zu Beginn der Dokumentation Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Marpingen. Über eine Stunde herrscht Stille im Klassenzimmer. Was Menschen durch Hass und Wahn anrichten können, das möchte der Zeitzeuge der Jugend berichten. Er erzählt von seiner schweren Zeit im jüdischen Waisenhaus in Berlin, seiner Bäcker-Lehre und von der zunehmenden Gefahr für Juden im Dritten Reich. Der Mutter, einem Bruder und seiner Frau gelang es Anfang 1939 gerade noch nach Amerika zu flüchten. "Als ich am 27. Februar `43 das Haus verlassen hatte, bin ich nicht wieder zurückgekommen.", erinnert sich der Zeitzeuge. Alex Deutsch, seine Frau Thea und der zweijährige Sohn Dennis wurden mit den Osttransporten nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Frau und Sohn wurden gleich nach Ankunft im Lager vergast.

Alex Deutsch reiste im Juni 2007 mit seiner heutigen Frau Doris Deutsch an den Ort zurück, an dem er vor über 60 Jahren seine Familie verlor. Kaum vorstellbar, wie schwer es dem heute 94-jährigen gefallen sein muss, den ehemaligen Ort des Grauens noch einmal zu betreten. Für Alex Deutsch ist das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau in Polen ein einzig großer Friedhof. Vor dem Eingangstor an den Gleisen erinnert sich Alex Deutsch an den Moment, als er vom Tod seiner Familie erfuhr: "Als ich das erfahren hatte, wollte ich überleben, um mich zu rächen". Nachdenklich ruht sein Blick auf den Gleisen. In Viehwagons eingepfercht kamen damals über 1,6 Millionen Menschen an, zur Vernichtung. Es folgten 2 ½ Jahre Zwangsarbeit im Außenlager der IG Farben. Angst, Hunger, Folter und schwere Arbeit bestimmten den Lageralltag: "Ich war kein Mensch mehr. Man kann sich das nicht vorstellen. Wenn man den Willen hat zu überleben, was man alles kann.", so der 94-jährige.

Wer Alex Deutschs Schicksal erfährt, würde Verbitterung und Hass erwarten, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Nach der Befreiung 1945 lebte Alex Deutsch 30 Jahre in St. Louis, Missouri. Dort baute er sich mit 32 Jahren eine neue Existenz mit einem Lebensmittelgeschäft auf. Doch auch hier begegnen ihm Rassismus, Diskriminierung und Gewalt. "Und das in einem freien Land wie Amerika!", fügt Alex Deutsch kopfschüttelnd hinzu. Sein Geschäft wurde immer wieder überfallen. So lange, bis er es 1972 aufgeben musste. Seit 1978 lebt Alex Deutsch wieder in Deutschland. Die Liebe hat ihn nach Wiebelskirchen geführt. Seit seiner Rückkehr hat er sein Leben der Versöhnungsarbeit verschrieben. Seit 2001 trägt die Erweiterte Realschule Wellesweiler Alex Deutschs Namen. Dass sie seit September auch den Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" trägt, ist sicher in großen Teilen Verdienst des Zeitzeugen. Im August 2007 reisten Doris und Alex Deutsch zur Hochzeit seines Großneffen nach St. Louis. Als Familienoberhaupt gab der dem jungen Brautpaar seinen Segen. Immer wieder suchen Familienmitglieder und Freunde das Gespräch mit dem Onkel aus Deutschland. "Es ist eine Geschichte von Frieden und Liebe, die Onkel Alex erzählt", betont Judy Deutsch aus St. Louis.